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Donnerstag, 19. Juli 2012

Perkelinos Mégavalanche-Blog Teil III

Ron Perkelino berichtet diese Woche wie gewohnt mit spitzer Zunge täglich vom Mégavalanche in Alpe d'Huez. Das Mégavalanche ist ein Massenstart-Rennen vom 3.300 m hohen Pic Blanc bis ins Tal in Allemont auf 720 m. Dabei werden 30 km zurückgelegt. Nachlesen: Teil I, Teil II

Autor: Ron Perkelino

Der Autoschlüssel wurde gestern Abend von einem ehrlichen Finder bei der Polizei abgegeben.

Kurzer Einschub, weil's grad passt: Im Gegensatz zu vielen anderen Rennen hört man hier wenig bis gar nichts von gestohlenen Bikes. Das mag an der Präsenz der örtlichen Polizei liegen (während der österreichischen ein deppertes Radlrennen im Ort in der Regel aber sowas vom am Arsch vorbeigeht), aber auch am Aufbewahren der Bikes: Völlig selbstverständlich darfst du hier dein Enduro mit aufs Zimmer nehmen, wie Kuhherden grasen sie dann im ganzen Ort über die Balkone.

Aber wir wollten über die Qualifikation sprechen. Die Startaufstellung für den Mégavalanche der schnellsten 400 am Sonntag und die drei weiteren Rennen für die jeweils nächst langsameren fährt man sich am Freitag aus. In der Quali startet man auf einer eigenen Strecke, die nichts mit der legendären langen vom Pic Blanc gemein hast. Du musst also zusätzlich zur einstündigen Strecke des Hauptrennens noch eine halbstündige für die Quali lernen.

Der tägliche Ximi: Fürs Stylen hat er sich extra eine frische Wäsche angezogen, lässt er ausrichten. [Galerie]

In der Qualifikation fährt man ebenfalls im Massenstart los; 20 Starter pro Reihe ergibt bei 10 Startreihen 200 Fahrer, von denen sich die schnellsten 35 für den Mégavalanche qualifizieren. Klingt kompliziert, wird aber noch besser: Anhand seiner Startnummer lassen sich die Chancen auf den großen Sonntag recht gut abschätzen. Hat man beispielsweise Nummer 952, startet man folglich in Reihe 8 und muss einmal locker 120 Fahrer überholen, um sich überhaupt zu qualifizieren.

Und jetzt noch mal zum Üben: Startnummer 112 bedeutet Reihe - richtig, sechs, während 1217 Startreihe 1 in der Quali heißt. Für Schwachmatiker: Gerade Hunderter sind gut, ungerade per se scheiße.

Da, wo der erste steht, werden in der Quali die ersten stehen. Die Kameraposition entspricht in etwa dem morgigen Startplatz. [Galerie]

Die höhere Ordnung hinter der zumindest vorentscheidenden Nummernvergabe ist nicht erkenntlich; offiziell geht es nach Anmeldungsdatum. Kann aber nicht sein, denn unser Bang-Ximi hat sich am Tag des Anmeldestarts registriert und darf trotzdem über Nummer 112 grübeln. Frühere Verdienste zählen ebenfalls einen Schmarrn, ist doch Graf Johannes von Kraftstoff in seinem Quali-Lauf weit im letzten Drittel vergraben. Von den Österreichern haben überhaupt nur die Leitsbergers vernünftige Ausgangspositionen, good luck, boys!

Wenn du so beschissene Startnummern hast wie wir, wird die Quali überproportional wichtig: 120 Fahrer überholst du nicht einfach so. Noch dazu, wo der letzte Quali-Teil von Alpe d'Huez nach Huez Village eine einzige Singletrail-Bobbahn ist und das Überholverbot auf den letzten 5 Fahrminuten von den werten Mitreisenden etwa so streng interpretiert werden dürfte wie auf der Autobahn in der Schweiz.

Es wird brutal werden.

Außerdem mehren sich die Schäden an Mensch und Material. Grad fliegt der Rettungshubschrauber übers Hotel, bei unserem Grüppchen hält es sich noch in annehmbaren Grenzen: Ein ramponierter Knöchel, eine verstauchte Hand, ein paar Blutergüsse. Nichts, was in Verbindung mit Eis, Painkillern und Renn-Adrenalin nicht zu überleben wäre.

Noch eine Weisheit: Eine Woche Mégavalanche lässt das Bike um 1 Jahr altern. Mein Enduro kommt frisch vom Service, und nach drei Tagen hier beginnt die Rock Show Reverb zu spinnen (bleibt nicht mehr oben; vermutlich Luft im System), hinten schaltet es nimmer runter, sobald man auf einem der beiden größten Ritzel ist (hoffentlich reicht es, den Bowden zu tauschen und das Schaltauge auszubiegen), der Steuersatz ist innerlich zerbröselt (nur nicht öffnen, Fett reindrücken muss reichen), die Bremsen haben Druckpunktschwankungen, die keinem System (Höhenlage, Temperatur, pumpen) gehorchen, und die Gabel ist auch schon drüber: Das Buchsenspiel wird immer schlimmer, und dass Luft-Gabeln auf so langen Strecken wie hier bei zunehmender Renndauer brutal verhärten könnt ihr mir glauben, dann müsst ihrs nicht selbst ausprobieren. Erstaunlicherweise völlig problemlos sind die Sun-Str8-Track-Laufräder, die heuer schon zum dritten Mal hier herhalten müssen.

Andere sagen: Hätte es neu bleiben sollen, hätte es nicht nach Alpe d'Huez mitkommen dürfen. Is aber ein braves. Kann bergab viel mehr als man glaubt. [Galerie]

Und seitdem alle mit 3,2 bar in den Reifen fahren, gibt's auch keine Patschen mehr.

Morgen wird's ernst, Daumen drücken. Aja: Der Himmel zieht auch grad zu.


Schwund heute:
Ein wenig Gewebe, Funktion und Moral.

Weiterlesen: Teil IV

Fotos:

Kommentare

Donnerstag, 19. Juli 2012 21:02
nooxAvatar von noox
Posts: 22204
Anthering/Salzburg
Scheint ja noch eine staubige Geschichte zu sein! Macht's es gut Mädels und Burschen!
Freitag, 20. Juli 2012 22:47
FloImSchneeAvatar von FloImSchnee
Posts: 58
3,2 Bar -- die armen Hände...
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