Dienstag, 29. Juli 2014
Vergangenes Wochenende stand mit dem Kronplatz Enduro nach Punta Ala und Flims das dritte Rennen der European Enduro Series am Programm. Ein interessanter Trail-Mix auf großteils langen Stages, wechselndes Wetter und ein starkes Abschneiden der Österreicher - so lässt sich das Rennen kurz zusammenfassen.
Text: noox. Fotos: Hanno Polomsky. Friedrich Simon Kugi. Nikki Siedl.
Schon letztes Jahr bot das Kronplatz Rennen einen guten Mix aus natürlichen und gebauten Trails. Das
schöne Wetter, das Alpenpanorama am Kronplatz Gipfelplateau, die Atmosphäre beim Prolog und nicht zuletzt die schöne Unterkunft und das gute Essen trugen zusätzlich dazu bei, dass ich auch heuer unbedingt wieder dabei sein wollte. Allerdings verhieß die Wetterprognose an den Tagen vor dem Rennen gar nichts Gutes. Das Rennen war außerdem nicht mehr Teil der Specialized SRAM Enduro Series, sondern der European Enduro Series. Das heißt vor allem: Längere Stage-Zeiten. Mehr Höhenmeter. Mehr Tiefenmeter.
Ich war mit Rüdiger Jahnel unterwegs. Leider hatten diesmal nicht mehr Fahrer aus unserer Enduro-Truppe Zeit. Dazu gesellte sich noch Neo-Villacher Nikki Siedl, der dann auch noch Matthias Stonig dieselbe Unterkunft empfahl. Wie sich später herausstellen sollte, saßen so die erfolgreichsten Fahrer schon beim Frühstückstisch zusammen. Das Taktieren begann jedenfalls schon dort.
Matthias Stonig beim Start von Stage 4. [
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Leider waren diesmal etwas wenig Fahrer am Start (ca. 150). Die Regeln des italienischen Radsport-Verbands macht es für lizenzlose Fahrer doch relativ aufwändig hier teilzunehmen (ärztliches Attest und 30 Euro Versicherung notwendig). Die Urlaubszeit trägt ihr Übriges dazu bei. Es waren aber neben Deutsche, Österreicher und Schweizer sehr viele Italiener und auch einige schnelle Briten und Tschechen am Start.
Die Stages
Die erste Stage wurde wie schon letztes Jahr am Kühbergl am Stadtrand von Bruneck gefahren. Allerdings ein anderer Trail als letztes Jahr. Nach etwa 15 Minuten An- und Auffahrt gelangt man zum Start. Die Stage führt über einen großteils breiteren und schnellen Wanderweg mit nur drei echten Kurven ins Ziel. Dazwischen ein paar leichte unübersichtliche Kurven oder Wellen, die einem zum Angstbremser verleiten, der aber dort oder da auch notwendig ist. Am Ende ein Anstieg, der im Wiegetritt durchgestanden werden kann. Insgesamt deutlich weniger anstrengend als die Stage 1 im letzten Jahr. Stage-Zeit der Schnellsten: ca. 2:10 Minuten.
Nach 25 Minuten Anfahrt Richtung Westen gelangte man zu Stage 2. Diese sollte die am meisten gefürchtete Etappe werden. Insgesamt relativ flach wechseln sich auf- und abführende schmale Waldpfade und kurze Schotterstraßen-Abschnitte ab. Zwei längere und eine kürzere Uphill-Passagen waren das Kriterium, wobei man auch den Rest sauber fahren sollte, um immer wieder möglichst viel Schwung mitzunehmen. Die schnellsten schafften die Stage in 4 Minuten oder knapp darunter, wobei die Zeitabstände hier beträchtlich waren.
Danach ging es wieder zurück zur Gondel und rauf auf den Kronplatz. Stage 3 führte über den ganz neu gebauten Furcia Trail, der ungefähr dort startet, wo letztes Jahr die kurze Stage 2 über die Heidelbeer-Felder führte. Der Furcia Trail besteht fast ausschließlich aus großen Anliegern, die die Fahrer am Ende extrem gut "auffangen" und danach meist bergauf zum nächsten Anlieger führen. Der Trail ist teils noch weich und wird bestimmt noch schneller. Großteils ist er aber schon sehr gut zu fahren. Vor allem über der Baumgrenze, wo der Wind noch zusätzlich bremste, musste man aus den Anliegern heraus immer mitpedalieren, um schnell zu sein. Viele Kurven boten am Anfang zu wenig Gegenhalt und der teils schmierige, steinige Boden verleitete dann doch häufig zu einem kurzen Bremser. Im unteren, steileren Teil im Wald sind manche Anlieger gefühlt in Falllinie gebaut. Man beschleunigt ungemein und die Anlieger spucken dich richtig schnell wieder aus. Roller-Coaster-Feeling! Zwischen den Anliegern findet man vereinzelt kleine bis mittlere Sprünge. Die letzten Meter bis zum Ende der Stage führen über einen Wald-Singletrail. Der Furcia Trail geht dann noch wenige 100 Meter über einen Singletrail zur Gondelbahn. Die Stage-Spitzenzeiten betrugen etwas unter 7 Minuten. Die Zeitunterschiede waren hier vergleichsweise gering.
Rüdiger Jahnel beim Start von Stage 3. Foto: Friedrich Simon Kugi [
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Unsere Truppe beim Training auf Stage 3. Foto: Friedrich Simon Kugi [
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Rauf mit der Gondel und über die Schotterstraße runter zu Stage 4. Die Stage ist dieselbe wie Stage 3 vom letzten Jahr. Anfangs in Grat-Nähe über einen steinigen Singletrail geht's dann hinein in den lichten Wald. Viele kleine Rinnen und Richtungsänderungen machen das Merken und Druck-Machen schwer. Knapp vor Ende wartet noch eine Schlüsselstelle: Nach einer Abfahrt folgt eine leichte Links-Kurve mit anschließender Auffahrt, wobei sowohl in der Kurve als auch in der Auffahrt immer wieder Querwurzeln sind. Hier heißt es im richtigen Moment Richtung machen und möglichst viel Schwung über die Wurzeln mitnehmen. Schnellste Zeit: 2:22 Minuten.
Start Stage 4 aus Sicht der Fahrer am Trainingstag. [
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Stage 4 aus Sicht der Fahrer am Trainingstag. [
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Nach 20 Minuten Schieben und der nächsten Gondelfahrt waren wir wieder am Kronplatz-Gifpel. Die letzten zwei Stages über den Herrensteig warteten auf uns. Wurden letztes Jahr nur kurze Teilstücke mit zusammen nicht mal 5 Minuten Dauer gefahren, so war diesmal bis auf ein Schotterstraßen-Abschnitt der gesamte Herrensteig Teil des Rennens. Der obere Teil - Stage 5 - war mit einer Siegerzeit von 10 Minuten die längste Etappe des Rennens. Stage 6 komplettierte die Runde mit einer Dauer von knapp über 5 Minuten für die Schnellsten.
Der reine Aufstieg ohne Gondeln hielt sich mit 650 hm in Grenzen. Trotzdem zehrte die Runde. Mit einer Siegerzeit von über 31 Minuten waren die Etappen mehr als doppelt so lange als letztes Jahr und gingen über ca. 2500 Tiefenmeter. Die Runde war etwa 40 km lang.
Die Amateure mussten nur die Stages 3 bis 6 absolvieren. Ihnen blieb die anstrengende Stage 2 erspart - genauso wie die Fahrt zu Stage 1. Bis auf die 20 Minuten Schieben von Stage 4 zur Gondel-Mittelstation konnten sie alle Höhenmeter mit Gondelbahnen überwinden. Stage 3 und insbesondere 5 waren wegen ihrer Länge aber trotzdem anstrengend.
Samstag: Training und Prolog
Bereits Freitagabend zeigte sich, dass das Wetter eventuell doch besser werden könnte als ursprünglich befürchtet. Zum Training konnten wir dann auch im Trockenen starten. Nach dem ersten Trainings-Run auf Stage 1 ließen wir Matthias Stonig ziehen. Das Tempo wollten bzw. konnten wir nicht halten. Stage 1 ging sich mit relativ wenig Zeitaufwand ein zweites Mal aus. Dank Liftunterstützung auch Stage 3. Auf Stage 4 - es war dann schon nach Mittag - verschlechterte sich das Wetter deutlich. Der Nebel wurde immer dichter und aus dem anfänglichen Nebelreißen wurde dann immer stärkere Regen. Am Herrensteig über der Waldgrenze, also dem Anfang von Stage 5 - sah man teils kaum bis zur nächsten Kurve. Unten im Wald wurde es häufig tief und matschig - dank dem Regen aber großteils dünnflüssig und lustig zu fahren. Allerdings waren wir dann durch nass und bald ausgekühlt, sodass wir auf weitere Trainingsfahrten verzichteten.
Bescheidene Sicht beim Training von Stage 5 [
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Bescheidene Sicht beim Training von Stage 5 [
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Also raus aus den nassen Kleidern, das dreckige Zeugs versorgen, duschen, warm anziehen und eine Kleinigkeit essen. Danach hieß es fertig machen zum Prolog. Und genau rechtzeitig zum Proglog hörte der Regen wieder auf. Somit konnte sich wieder alle im Zielgelände treffen und die Prolog-Atmosphäre genießen.
Der Prolog ist zwar ein erstes Abtasten und die Möglichkeit in Rennstimmung zu kommen. Die Zeitunterschiede von wenigen Sekunden können zwar sogar Rennentscheidend sein - eine echte Aussagekraft über Platzierungen hat er allerdings noch nicht - besonders nicht bei so langen Stage-Zeiten wie diesem Enduro Rennen.
Bei den Pro Men markierte der Schweizer Mirco Widmer die Bestzeit mit 0:35,14. Raphaela Richter führte bei den Damen mit 0:43,86 das Prolog-Ergebnis an. Rüdiger Jahnel war mit 0:35,91 der schnellste Master-Fahrer.
So bereiten sich Sieger vor: Andere gehen ausradeln. Mote geht ausbaggern. [
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Sonntag - Rennen
Auch für den Renntag sollten wir Wetter-Glück haben. Für den frühen Nachmittag war zwar Regen prognostiziert. Das Wetter hielt aber bis auf ein paar Tropfen zu Ende der Siegerehrungen. Die Trails waren großteils sehr griffig. Nur einzelne Wurzeln wurden durch die viele Fahrer schmierig.
In der Kategorie Pro Men gewann Matthias Stonig vom Team MS-Mondraker mit knapp 15 Sekunden Vorsprung auf Ludwig Döhl (Cube Action Team) und dem Schweizer Marco Arnold (Giant-Swiss-Team).
Bei den Damen war die erst 16 jährige Deutsche Raphaela Richter (Radon Factory Enduro) nicht zu schlagen und gewann vor Birgit Braumann (Trek Gravity Girls) und der Deutschen Alexa Hüni (Team Centurion Vaude).
In der Master-Kategorie gab es einen österreichischen Dreifachsieg: Rüdiger Jahnel (Specialized mountainbiker.at) gewann vor Beneditk Purner (O'fetzn Racing) und Walter Martinschitz (mountainbiker.at). Wieder zeigte sich, dass die schnellsten Masters auch bei den Herren vorne dabei sind.
Insgesamt also ein sehr starkes Abschneiden der Österreicher. Bleibt zu hoffen, dass das noch mehr Österreicher motiviert bei Enduro-Rennen teilzunehmen.
Das nächste Enduro-Rennen in unserer Gegend findet am 23./24. August in Nauders am Reschenpass statt. Es ist ebenfalls ein Rennen der European Enduro Serie. Wie im Bericht vom
3-Länder-Enduro 2013 nachzulesen, kann ich das Rennen nur wärmstens empfehlen. Vermutlich die besten Trails der Enduro-Rennen in Österreich und der näheren Umgebung.
Matthias Stonig. Foto: Friedrich Simon Kugi [
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Matthias Stonig am Start der Stage 3. Foto: Friedrich Simon Kugi [
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Kronplatz-Enduro Gewinner Matthias Stonig. Foto: Friedrich Simon Kugi [
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GoPro Video vom Furcia-Trail: Training Stage 3
YouTube:
Kronplatz Furcia Trail 2014
Links:
Ergebnisse:
Kronplatz Enduro 2014 Ergebnisse
Ergebnisse Download:
Kronplatz Enduro 2014 Ergebnisse PDF
Web:
enduroseries.eu
Auf der nächsten Seite der Bericht der Enduro-Serie.