Donnerstag, 12. September 2013
Der Bike-Sommer neigt sich schön langsam dem Ende zu. Aber im Westen Österreichs kommen die Enduro-Biker nochmals so richtig auf ihre Rechnung. Letztes Wochenende stand das Alutech 3-Länder-Enduro am Reschenpass am Programm und schon kommendes Wochenende findet die Generalprobe für die Enduro-Europameisterschaften 2014 in Ischgl statt. Beim 3-Länder-Enduro erwarteten uns feinste Trails auf fünf Stages von Reschen in Italien, knapp vorbei an der Schweizer Grenze bis nach Nauders in Österreich und wieder zurück an den Reschensee.
Fotos: Tom Bause
Bereits bei der Eröffnung des neuen Bikeparks in Fiss vor einigen Wochen schwärmte Georgy Grogger von den genialen Trails in der Region Reschenpass, die er für die Streckenführung des 3-Länder-Enduros zur Verfügung hat. Eins vorne weg: er hat nicht zuviel versprochen und gemeinsam mit seinem Team von Trail Solutions, dem Hauptsponsor Alutech und der Region Reschenpass uns Teilnehmern ein extrafeines Enduro-Rennen geboten.
Gustav Wildhaber auf Stage 2 am Grünsee [
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Wie bei einem Enduro-Rennen sinnvoll, sind wir bereits Freitag gegen Abend angereist. Eingecheckt in Nauders. Schließlich waren wir hier auch schon in den 90er Jahren bei diversen Downhill- und Snowdownhill-Rennen. Wir, das waren Rüdiger Jahnel und Patrick "Paz" Kontschieder. Außerdem Franz Ecker, auch immer wieder bei Downhill-Rennen im vorderen Feld dabei, zweigte sich 2 Tage vom Familien-Urlaub ab und fuhr mit uns sein erstes Enduro-Rennen. Beim Training und Rennen hängt sich mit Birgit Braumann auch noch Österreichs Spezialistin für Gravity-Langstrecken-Rennen an. Somit war ich mit einer sehr starken Truppe unterwegs. Birgit und Rü Masters-Europameister im Downhill, Rü wurde heuer österreichischer Meister im Downhill auf der Planai und Paz hatte dort die Fun-Class-Wertung gewonnen.
Samstag Training und Prolog bei bestem Spätsommerwetter. Startnummer besorgen, letzte Vorbereitungen am Bike, rüber zur Schöneben-Bahn in Reschen direkt zur ersten Stage.
Wie sich später noch zeigen sollte, war eine der schwierigsten Fragen des Wochenendes: "Welche Stage war die beste?"
Die Stages
Die erste Stage ließ unsere Old-School-Downhill-Herzen höher schlagen: Der erste, längere Teil wurde frisch auf Nadelwald-Boden ausgesteckt. Danach folgte ein enger, super lustiger Wurzel-Singletrail. Im Training ein Traum. Beim Rennen stellt sich dann schon heraus, dass es gerade im ersten Teil sehr schwierig war im Flow zu bleiben. Noch dazu wo es ja in der Nacht geregnet hatte und auch untertags immer wieder mal etwas nieselte. Kurze Gegenanstiege mit der einen oder anderen gemeinen Wurzel und unübersichtliche Ecken forderten uns richtig. Vorausschauend fahren und richtig schalten war essenziell. Paz hatte leider Pech und stürzte. Rü zeigte einmal mehr, dass er sich zumindest die wichtigsten Stellen schnell einprägen kann und die Übersicht behält. Er war schlussendlich mit 5:15 eine Minute oder mehr schneller als der Rest der Gruppe.
Nach ca. 40 Minuten gemütlichem Uphill gelangte man zur zweiten Stage. Die Highlights waren lange, breite und schnelle Wurzelabschnitte - teils freie Linienwahl auf 5 bis 6 Metern Breite zwischen den vereinzelt stehenden Bäumen. Vorbei an idyllischen Bergseen. Endlos. Ein Traum im Training, aber die Angst vorm Rennen kam dann auch auf: Wie lange ist man da unterwegs? Mindestens 10 Minuten? Ca 900 m der 3,2 km langen Stage waren flach, teils über Wurzeln oder schmale am feuchten Renntag rutschigen Holzbrücken und es gab auch ein paar Gegenanstiege. Paz hatte am Trainingstag bei den schnellen Wurzelabschnitten Pech: Der Lenker passte zwischen den Bäumen seiner Ideallinie nicht durch und blieb links und rechts hängen. Abschürfungen an den Händen und Armen und ein in den Bauch gerammter Vorbau zeichneten ihn doch für das restliche Wochenende. Auf den nächsten Stages war es sehr schmerzhaft - am Renntag ging es wieder etwas besser. Am Renntag lief es dann aber besser als erwartet. Wir blieben alle unter den zehn Minuten. Stage 2: traumhaft im Training, unbarmherzig im Rennen.
Der erste Teil der Stage 2 führte noch über Wiesen. Später wurde es richtig technisch. [
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Ein paar Minuten Downhill und etwas treten zu Stage 3. Diese war wie Stage 4 am Kleinmutzkopf, auf dem schon 1998 ein berühmt-berüchtigtes Downhill-Rennen stattfand. Stage 3 war die kürzeste und steilste. Ein relativ gerade und direkter Weg, dem durch einzelne Abzweigungen rechts und links mit gebauten Anliegern etwas Speed rausgenommen wurde. Sie hatte nicht zu viele kritische Stellen, sodass sich diese leicht einprägen ließen und man beim Rennen schon richtig gut Speed hatte. Beim Training sahen wir mal kurz den späteren Sieger Gustav Wildhaber mit Nose-Wheelie-Anbremsung um einen Anlieger heizen.
Auch auf Stage 4 - nachdem wir mit dem Sessellift wieder raufgefahren waren - zeigte er uns nochmals, wie man wirklich Enduro fährt. Abartige Linien, abartiger Speed! Auf den ersten Metern gab's wieder einige Wurzeln, danach führt sie in einen richtig feinen Trail. Gebaut übrigens vom 2-fachen 24h-Downhill-Sieger am Semmering Daniel Tulla. Das Gelände ist eher flach mit Wellen. Wo notwendig ein Anlieger oder Gegenhalt ansonsten nur minimale Baumaßnahmen. Ein Enduro-Single-Trail wie er sein soll. Beim Rennen war's aber dann doch wieder nicht so einfach konzentriert zu fahren und im Flow zu bleiben. Zu viele Richtungsänderungen, Wellen und ganz kurze Anstiege, die man sich besser merken hätte sollen. Birgit hatte leider einen Sturz, kam aber mit ein paar Kratzern und kleine Prellungen davon und war trotzdem schnell.
Rüber zur nächsten Bahn und oben zur letzten Stage. Stage 5 war im Unterschied zu allen anderen Stages eher steinig als wurzelig. Nach einem kurzen schnellen Stück folgte ein langes Tretstück auf einer Hochebene, vorbei an alten Panzersperren. Traumhafte Kulisse für eine Tour. Tortur beim Rennen - noch dazu wenn der Gegenwind unbarmherzig zuschlägt. 1,2 km ging es mehr oder weniger flach dahin. Man sieht die Fahrer, die 30 bzw. 60 Sekunden zuvor gestart sind. "Ah bin eh schnell, die hab ich gleich" denk ich mir. Nach ein paar Minuten: "warum komme ich nicht näher?". Dann hör ich schon Fransch hinter mir. "Doch nicht so schnell." Nach viereinhalb Minuten ist es dann geschafft und es geht nur mehr bergab. Eher steinig, großteils schnell, teils technisch, teils loose. Über eine Mure und dann noch eine richtig schnelle Schotterstraße ins Ziel der Stage bis fast in den Ort Reschen.
Stefan Herrmannn auf Steinplatten in Stage 5. [
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Aber vorerst zurück zum Trainingstag auf der nächsten Seite:
Kommentare
lässiges video!
genialer event!
Und ich vermute, dass selbst wenn du nicht auf den original-Enduro-Renn-Routen fährst, du feine Treils findest.
Wär ja auch irgendwie blöd... Nauders wirbt mit einem Endurorennen und hat dann nix in diese Richtung zu bieten.