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Mittwoch, 19. September 2012

KitzAlp Enduro: Österreichs erstes Enduro Rennen in Kirchberg/Tirol

Am Wochenende fand in Kirchberg in Tirol Österreichs erstes Enduro Rennen der Specialized Enduro Series statt. Fast 200 Fahrer aus 8 Nationen, darunter 22 Damen, kämpften im Prolog am Samstagabend und auf 6 Wertungsprüfungen am Sonntag um die schnellsten Zeiten.

Text: noox. Fotos: Tom Bause für Specialized Enduro Series; DHR.

Seit heuer gibt es die Specialized Enduro Series powered by SRAM. Die ersten beiden Rennen fanden in Winterberg und Samerberg statt. Nach Kirchberg wird das Finale Mitte Oktober in Treuchtlingen ausgetragen.

Am Samstag waren noch die letzten Schneereste zu sehen. Am Sonntag warteten traumhaftes Postkartenwetter und schönste Trails auf die Teilnehmer. Julia Hofmann vom Cube Action Team, am Ende Platz 4. Foto: Tom Bause [Galerie]

Wie laufen solche Enduro Rennen ab?

Auf einer längeren Enduro-Tour mit Uphills und Downhills befinden sich einzelne Wertungsprüfungen (Stages“). Diese führen hauptsächlich bergab, können aber auch kurze Anstiege beinhalten. Für die Transfer-Etappen zwischen den Stages hat jeder Fahrer ein vorgegebenes Zeitfenster zur Verfügung.

Um mehr und längere Downhill-Wertungsprüfungen in die Tour integrieren zu können, werden auch Aufstiegshilfen, wie Gondelbahnen und Sessellifte genutzt.

Am Tag vor dem Rennen kann auf den Strecken trainiert werden. Dazu bekam man einen Streckenplan und die Liftkarte. Zusätzlich waren die Strecken und Transfer-Etappen gut ausgeschildert. Üblicherweise fährt man im Training jede Wertungsprüfung einmal ab. Wertungsprüfungen, die einfach per Lift erreichbar sind, könnte man natürlich auch öfters fahren.

Am Samstagabend gab es einen Prolog im Ortszentrum von Kirchberg. Start neben der Kirche, über eine Batterie von Stiegen hinunter, Hausdurchfahrt, Sprint neben dem Bach, eine Stiege rauf und Schlussprint bis ins Ziel am Dorfplatz. Siegerzeit knapp 52 Sekunden vom Franzosen Jerome Clementz.

Jerome Clementz bei der Zieldurchfahrt des Prologs am Dorpflatz in Kirchberg. Foto: Tom Bause [Galerie]

Der Prolog bestimmt die Startzeiten am nächsten Tag. Damit die schnellsten freie Fahrt haben, dürfen diese als erste starten. Wenn man die Runde am Renntag mit seinen Freunden fahren möchte, konnte man das bei der Anmeldung angeben. Die Startzeiten dieser Freunde wurden dann nach der Reihenfolge des langsamsten im Prolog festgelegt. Genau genommen sind die Startzeiten keine Startzeiten, sondern letztmögliche Ankunftszeiten bei der nächsten Stage.

Jeder Starter bekam je ein Kärtchen für die sechs Stages. Auf jedem Kärtchen war diese letztmögliche Ankunftszeit vermerkt. Wir waren eher früh dran und bei uns gab’s nie längere Wartezeiten an den Stages.

Am Sonntag stand bei traumhaftem Spätsommerwetter gleich am Beginn eine sehr knackige Stage im Talbereich der Fleckalmbahn an: Ein kurzer Cross-Country-Rundkurs mit schmieriger Abfahrt im wurzelbespickten Wald. Schnellster hier: Der Schweizer Ralph Näf mit einer Zeit von 2:58. Es hätte da wohl nicht viele gegeben, die schneller gewesen wären. Ralph Näf ist eine Woche zuvor Weltmeister im Cross Country Eliminator in Saalfelden geworden!

Viele andere haben sich hier aber schon richtig verausgabt. Die nächste Stage konnte man aber nach einer kurzen Fahrt im Tal bequem per Sessellift erreichen. Diese Stage war der erste Teil des Lisi-Osl-Trails am Gaisberg. Sehr enge Kurven im steilen Gelände mit großteils kompakter, feingeschotterten Auflage warteten auf die Teilnehmer. Dank der Regenfälle an den Vortagen war der Untergrund relativ griffig.

Um zur nächsten Stage zu kommen, musste der längste Anstieg der Runde bewältigt werden. Nach knapp 40 Minuten waren die 375 Höhenmeter auf der steilen, aber gut befestigten Schotterstraße geschafft und es ging hinunter zum Start der Stage 3. Der Trail (Harlassanger Trail) für diese nur 1:40 bis 1:50 Minuten lange Stage führte über offene Almwiesen. 135 hm mussten danach wieder hochgetreten werden, bis man wieder zurück zum unteren Teil des Lisi-Osl-Trails – der Stage 4 – kam. Dieser war flacher angelegt, mit ein paar kleinen Tables und teilweise etwas gröberem Schotter als im oberen Teil.

Danach hieß es wieder quer durch’s Tal zur Fleckalmbahn. Die letzten beiden langen und schwierigen Stages standen noch aus. Der Fleckalm-Trail ist wirklich lange, großteils Wald aber auch viele Teilstücke auf Almwiesen und Skipisten. Durch das Schlechtwetter (am Samstag waren sogar noch die letzten Schneereste oben zu sehen) war der Trail ziemlich nass, was die vielen Wurzelpassagen im Wald richtig knackig machte. Allerdings tritt aus dem Berg angeblich generell viel Wasser aus, sodass der Trail auch nach vielen regenfreien Tagen noch nass ist. An einigen Stellen wurden schon Holzbrücken gebaut. Wer auf technische Trails mit (teilweise) nassen Wurzeln und etwas Schlamm steht, dürfte den Fleckalmtrail aber sicher weit oben auf seiner Lieblingstrail-Liste führen.

Der obere Teil enthält neben ein paar knackigen und steilen Wurzelpassagen auch ein bis zwei Schiebepassagen (je nach Fahrkönnen, Kraft und Kondition). Der Rest ist aber richtig feines Trail-Shredden. Nur am Ende wartet ein fieser Anstieg. 13 Höhenmeter auf 120 Meter. Die schnellste Zeit auf der vorletzten Stage war zwar 6:35, aber der Großteil der Fahrer benötigte 8 bis 10 Minuten.

Kurzes Ausschnaufen und ab zum Start der letzten Stage. Ähnlicher Charakter wie oben, aber deutlich flacher. Vor allem unten ging es sehr lange sehr flach dahin, wobei hier immer wieder tiefer Boden zwischen den Wurzeln und Gatschlöcher zu finden war. Hier hieß es pushen und vorausschauend fahren, um den Löchern so gut wie möglich ausweichen zu können. Vor dem Ziel wartete dann noch ein Anlieger-Trail mit kleinen Sprüngen bevor man zum Zielsprint ansetzte.

Schnellster des Tages war der Franzose Jerome Clementz mit einer unglaublichen Zeit von 24:52,01 Minuten. 32 Sekunden dahinter der Schweizer XCE-Weltmeister Ralph Näf vor dem Deutschen Ludwig Döhl. Auch die Damen boten Spitzenleistungen: Ines Thoma ist schon lange keine Unbekannte mehr auf dem Siegerpodest von Enduro- oder Langstrecken-Downhill-Rennen. Ihre Zeit: 32:19,58. Zweite wurde die Französin Pauline Dieffenthaler. Anita Gehrig aus der Schweiz wurde Dritte.

Jerome Clementz gewinnt das KitzAlp Enduro Rennen. Foto: Tom Bause [Galerie]

Bei den Österreichern dürfte die Enduro-Serie noch nicht so bekannt sein, weshalb sich am Anfang kaum Österreicher angemeldet hatten. Dass das Rennen in Kirchberg aber richtig gut werden könnte, dürfte sich dann doch herumgesprochen haben. Auf der Ergebnisliste waren am Ende gar nicht so wenige zu finden. Bester Österreicher wurde Max Leitsberger als 6. der Gesamtwertung vor Benni Purner (9.) und Kurt Exenberger (12.)

Bei den Damen Anna Brandtner als 8. Danach Angelika Feldbacher (9.) und Luca Hautz (12).

Kirchberg ist erst im Laufe der Saison als Ersatz für Navis eingesprungen, wo das Rennen ursprünglich stattfinden hätte sollen. Der Nachbarort von Kitzbühl hat sich bereits einen Namen unter Cross-Country und Marathon-Fahrern gemacht. Der heuer neu gebaute Fleckalm-Trail macht aber erst mit einem Enduro oder All-Mountain-Bike so richtig Spaß. Und in der Umgebung dürfte es bestimmt noch weitere Trails geben, die erkundet werden müssen.

Mit Kirchberg wurde jedenfalls ein idealer Austragungsort für ein Enduro-Rennen gefunden. Dass Georgy Grogger und das gesamte Trailsolutions Team keine halben Sachen machen, ist ja landläufig bekannt. Auch die Leute von Racement, die unter anderen die iXS Downhill-Cups und Enduro Series veranstalten, sind Profis. Man kann den Veranstaltern also wirklich nur gratulieren, dass das erst dritte Rennen der Serie schon so perfekt abgewickelt wurde. Uns ist nur positives Feedback zu Ohren gekommen. Und auch wenn’s beim einen oder anderen nicht so glatt gegangen ist, alleine die Trails haben für die Grinser im Gesicht gesorgt! Dankeschön auch ans Hotel Klausen an der Fleckalmbahn, die für alle Fahrer noch ein Essen inkl. Getränk sponserten.

Der Mountainbike-Enduro-Sport entwickelt sich gerade mit großen Schritten weiter. Ich bin mir sicher, dass es in Zukunft noch mehr Enduro-Rennen geben wird. Es gibt auch Gespräche mit der UCI bezüglich Enduro Weltcup. Auch das starke Fahrerfeld spricht für sich: 8 Nationen, Weltmeister im XC-Eliminator und die ehemaligen deutschen Downhill Meister André Wagenknecht und Antje Kramer am Start. Dazu noch einige Enduro-Spezialisten aus ganz Mitteleuropa.

Was Freunde noch angeregt haben und auch bereits mit Trailsolutions besprochen wurde: Eine kurze Fahrerbesprechung, wo vor allem darauf hingewiesen wird, dass nicht abgekürzt werden darf. Beim Training fiel z.B. auf, dass beim Lisi-Osl-Trail an vielen Stellen abgekürzt werden könnte. Hier wurden in der Nacht aber noch viele Absperr-Bänder angebracht. Am Fleckalm-Trail hätte man ebenso auf den Almwiesen längere Abschnitte abkürzen können. Streckenposten haben aber (hoffentlich) aufgepasst.

Bei dieser Streckenlänge, kann man bei Weitem nicht alles 100%ig abstecken. Linie-Suche ist das eine, aber Abkürzen - also den Trail verlassen - ist nicht nur unsportlich sondern auch kontraproduktiv. Erstens sollten wir Vielfahrer Vorbilder für andere Mountainbiker sein, zweitens verärgert man so Grundbesitzer, die zustimmen müssen, damit neue Trails für uns Mountainbiker gebaut werden können.

Bei diesen Rennen sind mir keine diesbezüglichen Vorkommnisse zu Ohren gekommen, aber z.B. beim Trailmaster am Wildkogel dürfte vereinzelt massiv abgekürzt worden sein. Beim Training sah man allerdings vor allem am Lisi-Osl-Trail schon einige Abkürzer-Spuren mit Hilfe derer man ganze Kehren auslassen hätte können.

Wenn ich mir außerdem noch einen Vorschlag erlauben darf: Der Prolog über die Stiegen geht doch ziemlich aufs Material. Laut Ergebnisliste dürften ca. 15% einen Defekt (platter Reifen) gehabt haben oder sind beim Prolog nicht mitgefahren. Gerade wegen der vielen Platten über die Stiegen wäre es meiner Meinung nach fairer, wenn es hier einen kürzeren Maximal-Rückstand gäbe. Z.B. +50% zur Siegerzeit oder 30 Sekunden statt fast 2 Minuten.

Bei mir musste beim Prolog über die Stiegen nur die Kettenführung daran glauben (war aber leicht reparierbar). Viele erwischte es aber mit Platten und die Zeit war dahin. [Galerie]

Und wie sieht das Fazit eines alten Hobby-Downhillers nach dem ersten Enduro-Rennen aus?

  • Es war ein richtig feines Wochenende!
  • Ich hatte gewaltig viel Spaß auf den Trails.
  • Aber: Ich war langsamer als ich dachte und hab wirklich einiges an „Lehrgeld gezahlt“
  • Großen Respekt an die Leistungen der Teilnehmer!
  • Nächstes Jahr wieder!

Mein Ziel wäre eine Platzierung in der ersten Hälfte gewesen. Schlussendlich ist’s der 95. Platz von 153 Teilnehmern geworden. Aber im nächsten Rennen muss sich die erste Hälfte ausgehen. Ich hoffe, das ist genug Motivation, um mehr treten zu gehen.

Bessere (Tret-)Kondition würde natürlich am meisten bringen. Auch wenn meine Pulsuhr gerade mal auf 680 Höhenmeter gekommen ist. Aber gerade bei der ersten Etappe, die aus einer Cross-Country-Runde bestand, hätte man einige Plätze rausfahren können - und sich nicht für den restlichen Tag überanstrengt. Wichtig wäre da aber auch gewesen, sich richtig aufzuwärmen. Zumindest 10 – 20 Minuten echt Meter machen statt ein paar unmotivierte Parkplatz-Runden. Ganz schlimm war auch meine Schaltperformance. Am Downhill-Bike gibt’s ja nur einen Hebel und selbst da bin ich ziemlich schaltfaul. Aber mit zwei Schalt- und einem Reverb-Hebel dürfte ich überfordert gewesen sein. Beim Trail-Surfen ohne Druck ist mir das nie aufgefallen, aber wenn’s plötzlich auf Zeit geht, wird es schwierig. Links häufig unabsichtlich runtergeschalten, weil ich mit dem Daumen angeschlagen bin. Zwischendurch dann vorne wieder mal die Kette verloren. 2-fach mit Bashguard statt 3-fach dürfte da deutlich geschickter sein. Und die schwergängige sieben Jahre alte X7/X9 Schaltung macht’s auch nicht besser. Also halbwegs vernünftiges Gerät, mit dem man auch gut vertraut ist, wäre schon wichtig.

Am meisten verloren habe ich vermutlich bei den Bergauf- und Schiebepassagen. Im langen flachen und tiefen Teil der letzten Etappe wäre mit mehr Kondition und damit mehr Treten und Pushen sicher auch deutlich mehr drinnen. Bei den kürzeren Stages dürfte ich zu wenig im Renn-, sondern eher im Chill-Modus gefahren sein. Ein bisschen aggressiver und vor allem mehr aus den Kurven Raustreten wäre da schon drinnen gewesen.

Umgekehrt war ich überrascht, dass ich überhaupt kein Arm-Pump-Problem hatte – nicht mal auf den 10-12-Minuten-Etappen. Der weiche Boden dürfte sich da positiv ausgewirkt haben. Mein primäres Ziel – nicht zu stürzen – wurde leider durch einen Ausrutscher in einer nassen Wurzelkurve in der Mitte der letzten Etappe verhindert.

Aber in Summe war es ein sehr feines Wochenende. Viele Bekannte getroffen, Traumhafte Trails gefahren und um eine Renn-Erfahrung reicher geworden. Nächstes Mal geht mehr!

Unsere KitzAlp-Enduro Gang kurz vor dem Start der letzten beiden Stages auf der Bergstation der Fleckalmbahn [Galerie]

Zum Schluss noch eine Geschichte von einer Kuh:

The Cow Incident

Nach dem Uphill auf der Transfer-Etappe zwischen Stage 2 und 3 machten wir am höchsten Punkt eine kurze Pause, um uns für die nächste Stage zu adjustieren. Dabei kamen eine paar Almkühe vorbei und musterten neugierig unsere am Boden liegenden Räder. Benni erzählt, dass da mal eine Kuh genau in ein Laufrad gestiegen ist. Ich hatte noch gar nicht richtig realisiert, was er da eben gesagt hatte, da stößt eine Kuh aus der zweiten Reihe die vorderste an, die vor lauter Schreck genau in Daniels Hinterrad steigt. Resultat: 3 Speichen gerissen! Was lernen wir daraus: Wenn Kühe in der Nähe sind, Bike besser aufstellen.

Result of "The Cow Incident" [Galerie]

Links:
Jerome Clementz gewinnt KitzAlp Enduro
Fotostory vom KitzAlp Enduro in Kirchberg
Ergebnisse von Kirchberg