Donnerstag, 23. August 2012
Hannes Slavik - Österreichs Top-Fourcrosser - nutzt den Heimvorteil natürlich und hat schon fleißig auf der 4X-Strecke in Leogang trainiert. In einem Video könnt ihr euch ein Bild von der Strecke und vom ersten Trainingstag machen. Wir haben uns mit Hannes über die EM in Polen, die WM-Strecke, seine WM-Ziele und die Zukunft des 4X-Sports unterhalten:
DHR: Hallo Hannes! Du kommst grad von den 4X-Europameisterschaften in Polen. Wie ist es gelaufen?
Hannes: Also erstmals muss ich sagen, dass ich diese Strecke liebe, sowie das gewaltige Publikum und auch die billigen Pizzen. Ich hatte in Polen immer gute Ergebnisse, zuletzt einen 6. Platz beim Weltcup Anfang des Jahres und so waren meine Erwartungen natürlich groß.
In meiner Quali hatte ich einen kleinen Fehler in der dritten Kurve, es reichte aber um die vorübergehende Führung zu übernehmen Die Top 20 im UCI Ranking standen noch am Start. Einer nach dem anderen reihte sich hinter mir ein. Wichmann, die Mechura Brüder, Riha, Pesko - keiner kam an meine Zeit heran und langsam konnte ich mir einen Grinser im Ziel nicht mehr verkneifen. Beaumont 0.05 Sekunden hinter mir. Schließlich der vorletzte Fahrer, Weltmeister Michal Prokop, 0.01 Sekunden langsamer. Es fehlte nur noch Slavik Tomas und ich begann schon vom ersten Quali Platz zu träumen. Aber leider vergebens, wiedermal dominierte mein tschechischer „Bruder“.
Ich saß an diesem Tag zum ersten Mal seit meinen Sturz in Leogang wieder am Bike. Knöchel und Handgelenk waren zwar mit Tape versorgt, aber ausgerechnet die Prellung meiner Mittelhand machte das Lenkerfassen sehr schmerzhaft. Es war also für mich wirklich ein unerwartet perfekter Start in diese EM.
Dennoch musste ich mir jetzt den Grinser aus dem Gesicht wischen und mich wieder aufs Rennen konzentrieren. Ich gewann mein 1/16 und 1/8 Finale ohne Probleme und fühlte mich richtig gut. Im ¼ Finale standen Mechura L. und Pesko mit mir am Gate. Jedoch konnte ich die Nerven behalten und holte mir gegen diese zwei sehr guten Starter erneut den Holeshot in die erste Kurve.
Ich ließ mich nicht stressen und blieb ganz ruhig. Aus diesem Grund kann ich mir auch nicht vorwerfen, dass ich mich zu sehr am Limit bewegt hatte. Ich rutschte in der zweiten Kurve weg, alles ging so schnell, so unerwartet, dass ich bis heute nicht sicher bin ob die Kette gesprungen ist oder ich wirklich einfach einen Fahrfehler begangen hatte.
Damit war mein Traum vom Podium dahin. Übrigens: Mechura und Pesko aus meinem Heat haben es schlussendlich auf Platz 2 und 3 gebracht - eine große Enttäuschung für mich, gerade wegen meiner guten Leistung.
DHR: Das ist natürlich Pech. Aber das sehr gute Quali-Ergebnis gibt bestimmt Selbstvertrauen. Du warst vor kurzem in Leogang auf der WM-Strecke trainieren. Was sagst du zu Strecke? Gibt es Änderungen zum letzten Jahr?
Hannes: Inzwischen ist es drei Wochen her, dass ich und zwei junge Fahrer aus meinem Verein die Strecke erstmals getestet haben.
Es gibt einige Änderungen:
- Eine „Spine“ gleich nach dem Gate: wir haben hier also eine ganz neues Hindernis das man mit Kopf fahren muss, will man den Holeshot in die erste Kurve holen.
- Die zweite Kurve ist wesentlich größer und sollte das Feld daher besser zusammen halten, für mehr Rennaktion hat Tschugg also gesorgt.
- Und die großen neuen Pro Doubles könnt ihr euch ja in meinem Video aus unserer Perspektive ansehen.
Das Training lief damals wirklich gut, obwohl der Deckbelag noch nicht aufgetragen war und wir stellenweise echt mit weichem Untergrund zu kämpfen hatten. Mir fehlte nur noch der 13m Riese und diesen wollte ich unbedingt auch noch mitnehmen. Ich rollte einige Male zügig an und entschied mich das Versuchskaninchen zu spielen. Vor diesem Monster steht ein gewaltiger Roller dessen Abfahrt noch vereinzelte weiche Stellen hatte. Alles ok wenn man durchrollte, allerdings war ich nun nochmal um einiges schneller dran, hebte beim Roller ab und landete genau in dieser weichen Stelle. Mein Bike zog es kräftig zurück und ich hing über meinem Lenker. Springen war keine Möglichkeit mehr, rechtzeitig bremsen aus dieser Geschwindigkeit ebenfalls nicht. Ich schädelte also aus dem gut 2,5m Absprung in den Boden. Prellungen beider Handgelenke sowie der rechten Mittelhandknochen, gezerrtes Seitenband und traumatisierter Meniskus im Knie sowie ein gezerrter Knöchel. Glück gehabt! (Anmerkung: siehe Video)
Die Strecke sollte bei gutem Wetter richtig Spaß machen und das Publikum wird begeistert sein. Ich hoffe einige von euch werden für die richtige Stimmung sorgen!!
DHR: Die UCI hat den 4X aus dem Weltcup rausgenommen. In Leogang wird es vermutlich vorerst die letzten 4X Weltmeisterschaften geben außerdem die Heim-WM. Es wird also ein ganz besonderes Rennen!?
Hannes: Die Jungs der 4X Alliance haben heuer unglaubliche Arbeit in kürzester Zeit geleistet und die neue 4X Pro Tour auf die Beine gestellt. Sie ist gleichzusetzen mit dem UCI Weltcup und die Austragung einer WM lassen sie sich sicherlich unabhängig der UCI zukünftig nicht nehmen.
Besonders macht dieses Event für mich natürlich vor allem der Austragungsort. Ich hoffe, dass wir durch dieses Großereignis wieder mehr junge Athleten in den 4X Bereich bekommen und der Sport in Österreich dadurch wieder wie vor 6 Jahren etwas aufblüht. Wir brauchen keine tollen Strecken, lasst uns ein paar Tore in den Boden stecken und aus Liebe zum Sport gegeneinander fahren, dann kommt der Nachwuchs von selbst. Den hätten wir ja sogar, aber man unterdrückt ihn hierzulande statt ihn zu fördern. Ich wäre dafür, dass man jedem österreichischen Fahrer der das nötige Können für diese Strecke hat, auch die Möglichkeit gibt an diesem besonderen Rennen zu starten. Ist doch egal ob sie dann ausscheiden, vielleicht überraschen sie sogar einige. Dass man sie finanziert, habe ich nie in den Raum gestellt, aber wenn so eine Erfahrung nicht motivierend ist, was dann. Aber versucht mal das den Verantwortlichen in einem gewissen Verband klar zu machen.
DHR: Was hast du dir für die WM vorgenommen?
Hannes: Mit den Top 16 kann ich leben, bedeutender Erfolg wäre es keiner aber wir wissen ja das es bei 4 Fahrern immer auch das nötige Glück braucht.
Mein Ziel ist definitiv das Erreichen des Semifinales, also Top 8. Schwierig aber realistisch und gerade hier werden die Karten dann neu gemischt. Ich habe nicht vor bei meiner Heim WM nicht alles versucht zu haben. Ich werde daher bei der Quali etwas mehr riskieren und hoffe das es sich dann schlussendlich auszahlt.
Ich möchte vor den hoffentlich zahlreichen österreichischen Fans eine gute Leistung zeigen und ihnen lange jemanden zum mitfiebern bieten.
DHR: Statt dem 4X-Weltcup wurde von der 4X-Alliance heuer die 4X Pro
Tour ins Leben gerufen. Wie ist deine Einschätzung der 4X Pro Tour im
ersten Jahr?
Hannes: Keiner von uns hat die Aktion der UCI kommen gesehen und die Jungs der 4X Alliance hatten alles andere als Zeit, um schnellstmöglich eine neue Weltcupserie auf die Beine zu stellen. Sie haben das Unmögliche geschafft und wir alle sind ihnen für diesen Einsatz unglaublich dankbar. Ich freue mich sehr auf die 2013 Tour und habe absolut keine Problem damit, dass wir uns weiter von der UCI abwenden. Einige Events sind immer noch gleichzeitig mit den UCI Weltcups und das zeigt, dass auch die Veranstalter dieses Format nicht aufgeben möchten. Unabhängig davon haben wir jetzt zusätzlich die Möglichkeit Rennen näher an die Großstädte heranzuführen und so weitaus mehr Menschen zu begeistern. Wir brauchen keinen Berg, ein Hügel reicht aus und damit haben wir unabhängig vom DH neue Türen die uns offen stehen und durch kluge Köpfe in der Planung sicherlich auch genutzt werden.
DHR: Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns schon auf die WM
nächste Woche in Leogang und wünschen dir alles Gute dafür!
Hannes: Danke dir! Man sieht sich nächste Woche an der 4X Stecke, nicht verpassen!
Hier das Video von den ersten Test-Runs auf der Leoganger 4X-Strecke:
YouTube:
4X WM Track Leogang, Slavik Hannes
Links:
Hannes Slaviks Webseite:
hannesslavik.com
Video:
Bikepark Leogang - Guido Tschugg shaping 2012's MTB Fourcross Worldcup