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Freitag, 17. August 2012

Interview zum KitzAlp Enduro Rennen 2012 in Kirchberg

Enduro-Rennen werden immer beliebter. Seit heuer gibt es mit der Spezielized Enduro Series powered by SRAM eine eigene Rennserie mit einheitlichem Format. Auch in Österreich macht die Serie mit einem Rennen am 15. und 16. September Station. Wir haben mit Georgy Grogger von Trail Solutions über das Rennen gesprochen und dabei einige Hintergrundinfos und interessante Neuigkeiten erfahren:


DHR: Trail Solutions ist Veranstalter des ersten Enduro Rennens in Österreich. Ihr seid die dritte Station der Specialized Enduro Series powerd by Sram, wie kam es dazu?

Georgy: Ich war immer schon begeistert von Enduro als Rennformat. Und als MTB Veranstalter war es klar, dass ich mit dem KitzAlp Enduro Teil des Rennkalenders werden wollte.


DHR: Was erwartet die Teilnehmer beim heurigen Enduro Rennen? Wie sind die Strecken und gibt es besondere Neuerungen?

Georgy: Mit Kirchberg/Tirol konnten wir eine Tourismusregion ins Boot holen, bei der Mountainbiken groß geschrieben wird (Kirchberg/Tirol ist Austragungsort der Marathon WM 2013 Anm.d.Red.) Entsprechend üppig ist das Angebot an Singletrails.

DHR: Mit Kirchberg/Tirol findet das Rennen ja nicht mehr in Navis statt wie ursprünglich geplant. Hattet ihr Probleme bei den Weggenehmigungen.

Georgy: Ich hatte bereits eine Runde im Navistal, aber leider findet an dem geplanten Wochenende der Almabtrieb statt. Die Agrargemeinschaft hat deshalb die Veranstaltung in letzter Minute abgesagt.

DHR: Die neue Runde in Kirchberg/Tirol steht aber bereits?

Georgy: Im Großen und Ganzen ja. Bei einer Transferetappe steht noch die Genehmigung aus, aber hier sind wir zuversichtlich. Der enorme Vorteil in Kirchberg/Tirol ist der Umstand, dass wir beim Rennen auf legale und freigegebene Trails zurückgreifen können.

DHR: Das vereinfacht das Genehmigungsprozedere wohl?

Georgy: Ja – ungemein. Viele Austragungsorte hatten damit zu kämpfen keine Streckengenehmigungen zustande zu bringen. Und extra für ein Rennen eine neue Strecke in den Wald zu zimmern ist in Tirol undenkbar. Deshalb sind wir recht froh über die Möglichkeit auf legale und bestehende Trails zurückgreifen zu können.

DHR: Das klingt nach Bike Park Trails.

Georgy: Als Veranstalter ist es mir immer wichtig, dass der Event zu den Gegebenheiten vor Ort passt. Und wenn sich in der Enduro Runde ein Weg schlüssig ergibt wird er berücksichtigt, auch wenn dieser in einem Bike Park liegen könnte. Aber keine Angst, es gibt keine Riesensprünge oder andere Mutproben auf den Trials.

DHR: Und wie sieht es mit Aufstiegshilfen aus?

Georgy: Wie bereits gesagt, der Event muss zum Austragungsort und seiner Infrastruktur passen. Aus diesem Grunde kommen selbstverständlich Aufstiegshilfen zum Einsatz. Ich kann doch nicht das Teilnehmerfeld auf einen Berg hoch schicken und oben kommt man drauf, es hätte auf der anderen Seite einen Lift gegeben der Räder transportiert! Das geht einfach nicht.

DHR: Das wird wohl auch im Interesse der Bergbahn sein?

Georgy: Selbstverständlich will man mit einem Event immer die Vorzüge einer Region in den Mittelpunkt rücken. Es soll sich schließlich rumsprechen, will toll das MTB-Angebot in und rum Kirchberg/Tirol ist.


DHR: Bei der Specialized Enduro Series powerd by Sram kommt erstmals eine neuartige Zeitnahme zum Einsatz. Kannst Du dazu ein paar Worte sagen.

Georgy: Das neue System ist wirklich top! Es ist kinderleicht zu bedienen und bietet den Veranstaltern tolle Möglichkeiten. Funktionieren tut’s so: Die Teilnehmer befestigen eine Transponder auf ihrem Lenker. Nachdem dieser aktiviert wurde, speichert der Transponder die Start- und Zielzeiten aller Stages beim Passieren der Start- und Ziellinie. Dort sind die entsprechenden Sender installiert. Das wirklich tolle ist, dass der Fahrer seine Zeiten mit ins Ziel nimmt. Nachdem er den Transponder abgegeben hat werden seine Zeiten automatisch ausgelesen – cooles System.

DHR: Und das hat bisher gut funktioniert?

Georgy: Prinzipiell halte ich sehr viel von dem neunen System. Es wurde aus meiner Sicht bis dato noch nicht optimal eingesetzt. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Es liegt am Veranstalter die organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Stärken eines Systems voll zum Tragen kommen und der einzelne Teilnehmer davon profitiert.

DHR: Das heißt konkret was?

Georgy: Der Mensch neigt zur „Rudelbildung“. Was auf der einen Seite eine ganz normale Verhaltensweise ist, stellt für die einzelnen Teilnehmer oft auch einen Nachteil dar. Insbesondere lange Wartezeiten am Lift und Staus auf den Trails. Das neue Zeitnahme System kann diese „Rudelbildung“ nicht abpuffern.

DHR: Das bedeutet beim KitzAlp Enduro wird es Startzeiten geben?

Georgy: Das System mit den Startzeiten hat für mich auch einige Nachteile. Dazu aber später. Klarer Pluspunkt beim System Startzeit ist die daraus resultierende Struktur der ganzen Veranstaltung. Beim KitzAlp Enduro soll ein System zum Einsatz kommen, das beide Varianten kombiniert um die Abwicklung so reibungslos wie möglich zu machen.

DHR: Das klingt ja vielversprechend. Wie soll das funktionieren?

Georgy: Es wird zur Bewältigung der Transferetappen ein Zeitlimit geben.

DHR: Und was ist daran neu?

Georgy: Nun daran ist vordergründig nichts neu, ebenfalls bekannt und bewährt ist die Startaufstellung mittels eines Prologs am Samstagabend festzulegen. Aufbauend auf den Ergebnissen des Prologs wird die Startaufstellung ermittelt. Hierbei möchte ich ausdrücklich betonen, dass beim KitzAlp Enduro der schnellste Fahrer auch den besten Startplatz bekommt.

DHR: Es wird also first first gestartet. Der Schnellste aus dem Prolog bekommt den ersten Startplatz zugewiesen?

Georgy: Genau. Und anhand der Startaufstellungen werden mit den entsprechenden Zeitlimits der einzelnen Transferetappen für jeden Fahrer Deadlinezeiten festgelegt. Deadlinezeit bedeutet dass der Fahrer spätestens zu diesem Zeitpunkt an der Stage einlangen muss. Neu ist, dass dieser Zeitpunkt nicht die Startzeit ist, sondern lediglich die Deadline.

DHR: Die Teilnehmer können somit auch früher zur jeweiligen Stage kommen – inwieweit ist das ein Vorteil?

Georgy: Damit kann der wohl gravierendste Nachteil von fix festgelegten Startzeiten behoben werden, nämlich dass bei jeder Stage in der gleichen Reihenfolgen gestartet werden muss und man so immer denselben Fahrer vor bzw. hinter sich hat.

DHR: Man kann also bei den Transferetappen überholen?

Georgy: Genau darum geht’s mir. Die Transferetappen sind viel zu schade um nicht Raum für taktisches Geplänkel zu bieten. Top Fahrer, die beispielsweise aufgrund eines Defektes den Prolog vermasseln und deshalb Gefahr laufen bei jeder Stage vom Vordermann behindert zu werden, können sich auf Transferetappen weiter nach vor reihen – indem sie schneller fahren.

DHR: Und wie wird das organisatorisch abgewickelt?

Georgy: Es wird ähnlich wie beim Rallyesport Pre-Start Zonen geben. Diese Pre-Start Zonen müssen die Teilnehmer binnen der festgelegten Deadline erreichen. Beim Eintritt in die Pre-Start Zone wird die mitzuführende Kontrollkarte von der Rennleitung abgezeichnet. Auf der Stempelkarte sind natürlich die jeweiligen Deadlinezeiten vermerkt. Die Stempelkarte gibt des weiteren Auskunft über die bevorstehenden Transferetappe, um den Teilnehmern über die bevorstehenden Strapazen zu informieren.

DHR: Kann in der Pre-Start Zone überholt werden?

Georgy: Nein, so wie die Fahrer in die Pre-Start Zone einfahren wird auch gestartet. Für den Zeitabstand sind die Fahrer selbst verantwortlich, maximaler Abstand beträgt dabei 30 Sekunden. Das heißt länger als 30 Sekunden Abstand darf ich zum Vordermann nicht lassen, wenn ich die Pre-Starting Zone betreten habe. Ich weiß, das ist knapp, aber es gilt Staus zu vermeiden.


DHR: Siegeshungrige Athleten haben aufgrund der Möglichkeit das Tempo auf den Transferetappen hoch zu halten den Vorteil von freien Trails?

Georgy: Darum geht es uns: Die Möglichkeit den Topfahrern ein optimales Format anzubieten. Es soll ja nicht jener Fahrer gewinnen, der die wenigsten Fahrer überholen muss.

DHR: Gut, das wird die Profifahrer freuen, aber es nehmen ja auch ambitionierte Hobby-Enduristen teil. Wie profitieren sie von diesem System?

Georgy: Schon mal von einem „Klausmann“ im Nacken über einen Trail getrieben worden? Das macht nur den wenigsten Spaß. Ich denke entspannter lässt sich ein Enduro Rennen mit seinen Kumpels genießen ohne ständig Gefahr zu laufen, links und rechts von Kugelblitzen überholt zu werden. Aus diesem Grunde habe wir uns beim KitzAlp Enduro auch ein ganz besonders Novum einfallen lassen: die Teamwertung.

DHR: Gemeinsam mit den Kumpels im Team?

Georgy: So ungefähr. Die Durchführung des Prologs ist notwendig für die Startaufstellung. Leider hat so ein Prolog auch einen großen Nachteil. Da die Deadline Zeiten auf den Ergebnissen des Prologs aufbauen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man seine Kumpels den ganzen Tag nicht um sich hat, weil diese früher oder später starten.

DHR: Ein bekanntes Problem. Und wie plant Ihr das zu umgehen?

Georgy: Wir haben uns da ein besonderes Gimmick einfallen lassen. Wir bieten den Teilnehmern an sich im Team anzumelden. Diese Anmeldungen werden wir bei der Startaufstellung berücksichtigen.

DHR: Und wie?

Georgy: Das erkläre ich am besten mit folgenden Beispiel: Drei Fahrer A, B und C melden sich als Team an. Sie kommen von weit her und wollen das KitzAlp Enduro gerne gemeinsam erleben. Beim Prolog am Samstagabend erzielt Fahrer A Platz 9, Fahrer B wird 19ter und Fahrer C fährt auf Platz 29. Am Sonntag wird dann in folgender Reihenfolge gestartet: Fahrer A startet als 27ter Fahrer B als 28ter und Fahrer C als 29ter.

DHR: Die Teammitglieder werden vor den letzten im Team gereiht – ok. Und was ist mit den Fahrern von Platz 27. und 28.?

Georgy: Wie alle anderen rücken diese nach vor und füllen die frei werdenden Lücken. Konkret starten diese nun auf Platz 25. und 26.

DHR: Das klingt aufwendig!

Georgy: Das mag sein, aber der Vorteil liegt auf der Hand. Beim Biken will ich Spaß mit meinen Kumpels haben und gemeinsam heizen gehen. Hier kann das neue Zeitnahme System dann auch seine Stärken voll ausspielen. Ich kann in kurzen Abstand hinter meinen Kumpels starten und bergab gemeinsam das Gas stehen lassen!

DHR: Wann kann man sich als Team anmelden?

Georgy: Bis Samstag vor dem Prolog. Danach geht aus organisatorischen Gründen nichts mehr.

DHR: Wenn aber jemand beim Prolog einen Defekt hat,…

Georgy: … dann starten alle seine Teamkollegen direkt vor ihm. Sie sind dann im Feld ziemlich weit hinten. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Aber Sie können sich bei unserem System ja auf den Transferetappen nach vorne fahren.

DHR: Wie wird mit dem Thema Training beim KitzAlp Enduro umgegangen?

Georgy: Samstag ist freies Training, den Prolog fahrt man „on sight“.

DHR: „On Sight“ - Auf Sicht?

Georgy: Genau, also kein Training. Die Runde ist kurz und easy. Den „Kirchkerg“ hoch und die Stufen wieder runter. Start-/Ziel ist direkt im Ortskern beim Musikpavillon. Da kann man schön Bierchen trinken und die anderen Teilnehmer anfeuern.

Presse: Werden die Aufstiegshilfen bei den Stages nicht dazu führen, dass manche Strecken sehr oft trainiert werden?

Georgy: Nun ja, in Hinblick auf die Sicherheit ist es ja zu begrüßen, wenn sich die Teilnehmer gut mit der Strecke vertraut machen. Fakt ist, dass die gesamte Strecke schlicht zu lang für intensives Training ist. Wer alles sehen will, kann vielleicht die eine oder andere Strecke aufgrund der Liftunterstützung ein zweites oder drittes Mal fahren. Außerdem findet Samstagabend auch noch der Prolog statt.


DHR: Wie sehen die Strecken nun aus?

Georgy: Den exakten Streckenverlauf gibt es erst bei der Startnummernausgabe. Aber eine allgemeine Beschreibung gebe ich gerne:

Die erste Stage ist in unmittelbarer Nähe zum Start-/Zielgelände. Hier wird geparkt und auch die Startnummernausgabe erfolgt hier. Mit der ersten Stage kommt der Kreislauf in Schwung. Es ist ein Trailsprint: Bergauf bergab über wurzeligen Waldboden ca. 5min. Hart.

Die Transferetappe zur Stage 2 hat keine nennenswerten Steigungen und führt über ca. 100hm zum ersten Liftaufstieg über Radwege.

Unmittelbar nach dem Liftausstieg steht die zweite Wertungsprüfung an. Die Stage 2 führt recht kurvenreich und zügig durch lichten Wald. Enge Kurven sind die Herausforderung, kleine Sprünge runden die Fahrt ab, die im Wesentlichen nur bergab führt. Nach ca. 3 min ist man im Ziel.

Bei der Transferetappe zur Stage 3 sind erstmals richtig Höhenmeter zu vernichten. 350hm stehen an, der Uphill ist etwas steil, aber auf der gut gefestigten Forststraße problemlos zu bewältigen. Nach einer Kuppe rollt man leicht bergab zum Start der Stage 3.

Die Stage 3 hat es in sich. Steilstücke durch den Wald, Kurven auf losen Untergrund und epische Wiegetrittpassagen auf offenen Almflächen wechseln sich ab. Hier ist der Trail oft nur handflächenbreit und super flowig. Auch für diese Etappe werden ca. 3 min zu Buche stehen.

Die Transferetappe zu Stage 4 führt anfangs bergab über Asphalt dann malerisch an einem Wildbach entlang bis zum eigentlichen Uphill der ca. 200hm lang in mäßiger Steigung über Asphalt zu bewältigen ist.

Die Stage 4 ist kurz und knackig. Sie führt ausschließlich bergab und schlängelt sich wieder durch lichten Wald.

Die Transferetappe zur Stage 5 für bergauf bergab ca. 150hm zur zweiten Aufstiegshilfe des Tages. Bergauf ist die eine oder andere steilere Rampe zu überwinden, Bergab wird meist auf Forststraßen und flowigen Waldwegen zurückgelegt.

Die Stage 5 ist das große Finale. Nach langer Gondelfahrt wird ein gewaltiger Singletrail den Teilnehmern das letzte abverlangen. 20 Minuten führt der Trail über Almwiesen, Steilstufen, Bachdurchfahrten und kurzen aber erbarmungslosen Gegenanstiege hinunter ins Start-/Zielgelände.

DHR: Wie lange braucht man für die gesamte Runde?

Georgy: Vier bis fünf Stunden werden die Teilnehmer unterwegs sein.

DHR: Integralhelmpflicht?

Georgy: Die Strecken sind allesamt gut zu fahren. Deshalb denke ich darüber nach, ob wir mit Halbschalen Helmen auskommen. Ich halte noch Rücksprache mit der Cup Organisation und dem nationalen Verband. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.

DHR: Und mit welchen Bike?

Georgy: Na mit einem Enduro natürlich! Bei der Zusammenstellung der Strecken habe ich sehr darauf geachtet, das von allem was dabei ist. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Ein klassisches Enduro Bike ist hier eindeutig „the weapon of choice“.

DHR: Gibt’s sonst noch was?

Georgy: Ja, eine Sache liegt mir noch am Herzen: Wir werden die Zeiten des Prologs in die Gesamtwertung aufnehmen. Wir wollen aber jene die samstags keine Zeit haben nicht kategorisch ausschließen. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, dass alle die nicht am Prolog teilnehmen können die langsamste Rundenzeit des Prologs zu gewiesen bekommen. Da der Prolog ja sehr kurz ist, wird das am Ende des Tages bei den wenigsten wirklich ins Gewicht fallen.

Das war’s von meiner Seite. Ich hoffe dass wir Euch bald die ersten Videoeindrücke bieten können. Bei der nächsten Schönwetterphase wird das Orgateam ein kleines Video produzieren und zum Appetit holen Online stellen.

DHR: Vielen Dank für das Gespräch!

Georgy: Wir sehen uns in Kirchberg/Tirol beim KitzAlp Enduro am 15.+16. September 2012 – wir freuen uns Euch!


Anmeldung und weitere Informationen unter enduroseries.net und facebook.com/enduroseries.net.