Dienstag, 4. November 2014
Passform und Tragekomfort
Die Passform und der Tragekomfort der Brillen ist natürlich sehr individuell und besonders stark vom Helm und der Helmgröße abhängig. Überraschend war, dass im direkten Vergleich die Brillen zu den im Test verwendeten Helmen häufig nicht optimal passten.
Die Brillen sind tendenziell zu groß für die Helme. Besonders bei den doch relativ weit verbreiteten Helmen von Troy Lee Designs ist der Ausschnitt für die Augenpartie relativ klein. Sowohl beim aktuellen D3 als auch beim D2.
Ich selbst habe ca. 56 cm Kopfumfang und habe die Brillen beim Fahren mit einem Troy Lee D3 in Größe Medium getestet. Der Helm sitzt eher eng. Die Passform der Brillen habe ich außerdem mit einem alten THE One Größe Medium (57-58 cm, sitzt weit) und einem Troy Lee D2 Medium/Large (sitzt genau) getestet. Weitere Tester mit Kopfumfang bis ca. 60 cm testeten die Brillen im Einsatz mit Troy Lee D2, THE One, Bell Drop und FLY Racing Default (baugleich iXS Metis).
Am unproblematischsten bezüglich Passform war die Oakley Proven MX. Sie ist vergleichsweise klein, und passt so in alle Helme der Tester. Bei meinem Troy Lee D2 war es allerdings grenzwertig: Der Rahmen liegt mit den unteren seitlichen Rändern fast mehr am Helm-Rahmen als auf dem Gesicht auf. Von einem Druck auf der Nase war nichts zu spüren. Interessant ist, dass sich der Schaumstoff der Brille beim ersten Aufsetzen ungewohnt warm und dicht anfühlt. Die Oakleys haben eine breitere Schaumstoff-Auflage als die anderen Brillen im Testfeld. Beim Fahren war davon aber nichts zu spüren und mit der Zeit verschwand dieser Eindruck. Bei Pausen gebe ich die Brille häufig unterhalb des Helmschilds. Ein Griff mit Daumen und Zeigefinger zwischen Nasen-Ausnehmung und oberer Rand genügt, um die Brille wieder perfekt sitzend aufzusetzen. So funktionierte das bei mir nur mit den beiden Oakleys und mit Abstrichen bei der Adidas ID2.
Die eher kleine Oakley Proven MX passte allen Testern und hat eine ausreichend große Nasenausnehmung. Auffallend die breite Schaumstoffauflage [
Galerie]
Die Adidas ID2 ist die wertigste Brille im Testfeld. Auffällig das 3D-geformte, dicke Glas, der dichte und hochwertige Schaumstoff und die spezielle Konstruktion: Die Brille ist zweigeteilt. Außen sorgt ein relativ fester Rahmen für Stabilität. An diesem Rahmen sind die Brillenbänder befestigt. Der zweite innere Rahmen bildet eine Einheit mit Glas und Schaumstoff. Der innere Rahmen ist flexibel und passt sich daher sehr gut und angenehm an das Gesicht an. Die Brille passte so auch gut in alle getesteten Helme. Die Nasepartie ist großzügig ausgelegt, drückt nicht und bietet zumindest bei mir den großzügigsten Freiraum für die Nase. Die Brille war daher meine erste Wahl bei den Enduro-Rennen.
Die hochwertigste Brille im Testfeld: Adidas ID2. (Dieses Modell ist eigentlich eine ID2 Pro. Im Unterschied zur ID2 wird die Pro mit einem zusätzlich außen anzubringenden zweiten Glas geliefert, sodass man schnell zwischen hellen und dunklen Verhältnissen wechseln kann.) [
Galerie]
Die Adidas Pinner ist die Downhill-Brille im Adidas-Goggle-Programm. Die Brille ist eher größer und passt somit nur äußerst grenzwertig in meinen Troy Lee D3 Medium. Ich muss sie links und rechts reindrücken und selbst dann liegt sie auf den Wangen nicht sauber auf. Die Gefahr, dass auch größere Dreckpartikel in die Brille geraten ist so sehr groß. Und wer kennt das nicht, wenn ein Staub- oder Sandkorn in die Brille gerät, bei Sprüngen direkt vor dem Auge rumfliegt und irgendwann darin landet. Auffallend ist auch der große Zwischenraum zwischen Brillen-Oberkante und Helm bei Troy Lee D3. Im Troy Lee D2 Medium/Large passt sie etwas besser. Bei Helmen mit minimal größeren Gesichtsfeld sitzt die Brille allerdings gut. Die Brille ist insgesamt sehr flexibel und passt sich so gut dem Gesicht an.
Der obere Ausschnitt des Troy Lee D3 ist zwar gerade, durch den höheren Öffnungswinkel im Vergleich zu Skihelmen ergibt sich aber trotzdem eine Rundung. Die Kombination Troy Lee und Adidas ist im Winter (Skibiken, Snowscoot, etc.) nicht zu empfehlen. Im Sommer merkt man von dem Spalt aber nichts. [
Galerie]
Die Gloryfy G2 Downhill war für alle Tester zu groß. Einzig bei einem Bell Drop Größe M (für knapp 60 cm Kopfumfang, Bell legt die Helme eher größer aus) passt die Brille gut in den Helm. Beim Fahren drückte der Helm die Brille dann allerdings auf die Nase.
Ich fahre seit Jahren die Oakley O-Frame MX Brillen. Allerdings ist mir irgendwann bewusst worden, dass ich die Brille bei jeder Gelegenheit runterreiße, während sie andere bei kurzen Pausen häufig oben lassen. Der Grund liegt daran, dass sie bei mir einfach zu stark auf die Nase drückt und dadurch das Atmen erschwert. Im direkten Vergleich sieht man auch, dass die Nasenausnehmung bei der Proven MX größer ist als bei der O-Frame MX.
Die enge Ausnehmung für die Nase und die insgesamt breite Schaumstoffauflage bei der Oakley O-Frame MX führt zu Druck auf der Nase und behindert das Atmen. [
Galerie]
Sichtfeld
Alle Brillen haben ein mehr als ausreichendes Sichtfeld. Die kleinsten haben die Oakley Brillen. Ein großer Tester hat zur Oakley Proven MX bemerkt, dass ihm Anfangs die Zapfen zur Halterung der Tear-Off-Folien gestört haben. Das hat sich aber schnell gelegt. Die größten Sichtfelder haben die Gloryfy G2 und die Adidas Pinner.
Großes Sichtfeld der Gloryfy GP2 [
Galerie]
Im Downhill-Einsatz ist ein breites Gesichtsfeld üblicherweise nicht notwendig. Wie heißt es doch so schön: Wenn du etwas neben der Strecke bemerkt hast, warst du nicht schnell genug! Wichtig ist, dass man sehr gut und weit nach oben sehen kann. Doppelscheiben, die im oberen Rand die Sicht einschränken, sind daher beim Downhill-Biken ungeeignet. Wer aggressiv fährt, ist mit dem Oberkörper stark über das Bike geneigt. In vielen Situationen, aber besonders bei schnellen Kurven muss man trotzdem weit nach vorne sehen. Daher trägt man die Brille möglichst hoch. Bei Aaron Gwin ist mir das teilweise besonders extrem aufgefallen:
Noch besser zu sehen
hier,
hier,
hier und
hier (teils runterscrollen und vergrößern).
Beschlagen
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich früher mit meiner alten Oakley O-Frame Probleme mit Beschlagen hatte. Ausnahmen gab es in Extremsituationen: wenn die Brille nach mehreren Stunden im Sauwetter bei hoher Luftfeuchtigkeit komplett nass ist.
Während des Tests habe ich bemerkt, dass die Adidas Brillen bei den Pausen zum Anlaufen neigen. Während des Testzeitraums war ich neben der Oakley Proven MX meist mit der Adidas ID2 unterwegs. Da sie angenehm sitzt, habe ich sie bei Pausen fast nie runtergenommen. Allerdings ist sie dabei häufig beschlagen - meist aber nur sehr leicht. Auch zwei andere Tester bestätigten dies. Ein großes Problem war das allerdings nicht: Gibt man sie zwischendurch runter (oder unterhalb des Helmschilds), dann läuft nichts an. Und wenn sie angelaufen war, hat sich das üblicherweise beim Fahren schnell wieder gelegt.
Im Vergleich dazu ist die Oakley Proven MX, die ich bei den Pausen auch nicht runtergenommen habe, nie angelaufen. Auch bei der Adidas Pinner ist mir teils leichtes Anlaufen aufgefallen, wobei die - wie oben beschrieben - bei mir teils mehr am Helm als auf dem Gesicht aufgelegen ist und somit eigentlich mehr Luft zirkulieren konnte.
Bei der Gloryfy G2 konnten wir ebenfalls kein Beschlagen feststellen. Diese haben wir aber kaum testen können.
Reinigung
Alle Brillen werden mit einem Mikrofaser-Beutel geliefert. Die alten, günstigen Oakley O-Frame Brillen kamen zumindest damals immer mit einem Baumwoll-Beutel. Prinzipiell sollte das Glas mit einem Mikrofaser-Tuch gereinigt werden. In der Praxis beim Biken sieht es allerdings so aus, dass die Brille dringend gereinigt werden muss, wenn Dreck- oder Wasserspritzer - meist in Kombination - die Sicht erschweren. Sauberes Wasser ist meist keines zur Verfügung, sodass man zum Taschentuch, Baumwolltuch oder im Notfall zur Bikebekleidung greifen muss. Das Mikrofaser-Tuch hilft bei Nässe kaum weiter.
Beim Reinigen der Gläser ist mir aufgefallen, dass bei der Adidas Pinner und der Gloryfy G2 das Glas schnell einknickt, wenn man etwas mehr Druck ausübt. Ursache ist das sehr dünne Glas und die große Fläche. Das Glas der Oakleys ist etwas dicker und die freie Fläche kleiner. Außerdem sind sie stärker vorgebogen, sodass dieser Effekt nicht auftritt. Das Glas der Adidas ID2 ist deutlich dicker und 3D-geformt, sodass es sich gar nicht eindrücken lässt.
Die Adidas Pinner ist sehr flexibel und passt sich gut der Gesichtskontur an. Auch das Glas ist dünner als bei den Konkurrenten. [
Galerie]
Wer auch bei Schlechtwetter auf Spaß am Bike nicht verzichten will, wird über kurz oder lang das Brillenglas zerkratzen. Die beste Brille ist dann die, für die man unkompliziert und günstig Ersatzgläser bekommt. Manche Biker fahren auch permanent oder bei Regentagen mit einer Abreißfolie, um das Brillenglas zu schützen. Aus Umweltschutzgründen dürfen außer bei Rennen Tear-Off-Folien nie einfach nur neben die Strecke geworfen werden.
Ein Tipp: Kauft euch eine neue Brille, bevor die alte komplett kaputt ist. An einem verregnetem Rennwochenende oder Bike-Urlaub ist eine zweite, trockene Brille unbezahlbar, wenn die andere nach einem Regentag nicht trocken geworden ist. Und wer bei einem Schlechtwettertag gleich die alte auspackt, bewahrt die neue länger vor Kratzern und Verschmutzung. Dasselbe gilt auch für Schuhe, Handschuhe, Helme, etc. Manchmal ist es sogar an einem Tag nützlich, wenn man nach ein paar Regen-Runs die eventuell schon nasse Brille wechseln kann. Eine günstige Zweit-Brille schadet da nicht.
Wer eine verdreckte Brille waschen will, sollte bedenken, dass der Schaumstoff der Brillen bei Raumtemperatur über Nacht nicht trocknet. Die Oakleys und die Gloryfy benötigen ca. 20 h. Die Adidas-Brillen eher 30 - 40 h. In einem warmen Trockenraum geht es aber bei allen über Nacht.
Kommentare
Eventuell ist da ein unterschied zu normalen Proven. Zb. in der Passform.
Was ist gegen das Wort Brille einzuwenden?
Weder spart es Tipparbeit, noch fehlt ein sinnvolles, deutsches Wort.
Zurück zu den Brillen:
So teure Brillen sind gar nicht nötig:
ProGrip 3450, 3facher Schaumstoff, welcher 1. gut dichtet, bzw. den Schweiß abhält, und 2. sehr lange hält.
Gläser, TearOffs recht günstig, Chromatische Scheiben, Doppelscheibe, diverse Tönungen, alles erhältnlich, das RollOff mit breitem Sichtfeld.
In Summe IMHO das rundeste Paket.
Progrip sagte mir noch gar nix. Dürften aber auch so im Oakley-Preisbereich liegen Adidas sind natürlich sehr teuer. Im DH Bereich sieht man neben Oakley und Adidas halt eher 100%, Smith, Utopia, Fox, Spy, Poc, ...
Ich persönlich glaub, dass Doppelscheiben im DH überbewertet werden - hab früher auch drauf geschworen. Falls jemand sehr zum Schwitzen neigt (wobei ich glaub ich auch net so wenig schwitz beim Biken), kann's vielleicht helfen. Aber sonst ist's nur unnötig teuer für ein Versschleißteil, das unter Umständen noch die Sicht nach oben einschränkt.
Von der Sicht merke ich aber keinen Unterschied ob ich eine Doppelglas drinnen habe. Warscheinlich auch deswegen weil ich beim DH meistens runterschaue
Edit: und falls du meine Frage übersehen hast: ist das die normale Oakley Proven MX oder die Oakley Proven OTG? Die sieht nämlich sehr breit(nach vorne) aus. Vielleicht deswegen die gute Belüftung, falls es zur normalen da eine Unterschied gibt.
Ich fahr die Brille beim Dh und Mx, beste Brille die ich je hatte.
Hat ein enormes Gesichtsfeld und super Tragekomfort, auch im D3.
Greetz
Progrip sind selbst die 3450er unter 50,- zu bekommen und noch wichtiger, auch die Scheiben, etc. sind günstig.
Ist halt keine "coole" (ich weiß, auch denglisch, aber kühl klingt doch bißerl absurd) Marke, nur zweckmäßig und lange haltbar.
IMHO sehr empfehlenswert.
Das Gesichtsfeld ist im Vergleich zu den meisten anderen Brillen riesig und die Entkoppelung vom
Rahmen zum Gummiband ist top.
Auch wenn um die Marke ein Hype entstanden ist ist es eine wirklich geniale Brille mit super Passform und günstigen Ersatzscheiben und Folien.
Greetz, Cannon
Sitz richtig gut, hat im Oneal Spark M gut Platz und die Flügel für das Gummiband sind richtig gut.
Edit: hab gerade gesehen das es welche mit Ersatzglas um den Preis gibt.
Bis jetzt war es die feinste DH-Brille, die ich je hatte. Das Sichtfeld ist groß, der Rahmen hat in meinen Helm O'Neal Fury (Größe M) ohne "anzuecken" reingepasst, die Brille ist auch bei längerem Stehen und auch bei feuchtem Wetter nicht angelaufen und das Glas hatte so gut wie keine Kratzer.
Einziges Manko war, dass sich der Schaumstoff um die Nasenöffnung herum vom Rahmen gelöst hat, ABER auf meine Reklamation bei Gloryfy wurde schnellstens reagiert UND die Brille anstandslos gegen eine komplett neue ausgetauscht