In Salzburg scheint momentan die Motivation für Enduro-Rennen im Vergleich zum restlichen Österreich besonders hoch zu sein. Sieben Salzburger und ein paar Freunde aus dem Rest Österreichs machten sich so auf den Weg nach Samerberg.
Die Wettervorhersagen waren mehr als widerlich. Verregnete Downhill-Renn-Wochenenden hatten die meisten von uns schon miterlebt. Schlammreifen und Regen-Gewand - dann geht's schon. Und nach den Läufen raus aus den nassen und dreckigen Klamotten. Aber wie wird das bei einem Enduro-Rennen? Vier bis fünf Stunden bei Regen und Temperaturen um die Null Grad? Mit Schlammreifen knapp 1300 hm rauftreten?
Gleich vorweg: Wir hatten unheimliches Glück mit dem Wetter. Untertags hat es an beiden Tagen so gut wie nicht geregnet - eine Regenjacke war erst gar nicht notwendig. Und solange man in Bewegung blieb, waren die Temperaturen sehr ok. Mit nassen Füßen musste man zwar rechnen, aber dank meiner neuen Errungenschaft - Neoprensocken - war auch das kein Problem.
Die Stages
Am Trainingstag war die Lift-Unterstützung noch erlaubt. Für die Stages 1 und 6 konnte man so unter Umständen noch einen zusätzlichen Trainingsrun einlegen. Die erste Stage führte vom Bikepark-Start über alle Single-Trail-Abschnitte bis vor die Table Line. Diese Single-Trail-Abschnitte sind durchaus anspruchsvoll. Teilweise eng und unrhythmisch und insgesamt flach, sodass es wichtig war flüssig durchzufahren und Schwung mitzunehmen. Schlamm auf den Wurzeln und Steinen sorgte zusätzlich für Spannung. Generell waren rutschige Wurzeln das Kriterium über das ganze Rennen.
Am Samstag waren wir beim Training sehr früh dran, weshalb die erste Stage noch gut zu fahren war. Im Laufe des Training-Tages trockneten die Strecken etwas auf, wodurch es insgesamt noch matschiger wurde. Wir dachten, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte und da zumindest einige von uns mit Trockenreifen gar nicht so schlecht zurechtgekommen sind, blieben wir dabei. Meine Alternativen wären Downhill-Schlammreifen gewesen und die wollte ich nicht 1290 hm rauftreten.
Nach der ersten Stage am Renntag wussten wir aber: Es ist schlimmer gekommen. Durch das Training der vielen Fahrer, dem Regen in der Nacht und durch das langsame Auftrocknen, war es nochmals rutschiger als am Vortag - gerade auf Stage 1 war's extrem. Regenreifen wären doch nicht so blöd gewesen. Die schnellsten waren durchwegs damit unterwegs.
Nach einem kurzen flachen Anstieg und einer ebenen Matschwiesen-Querung ging's zu Stage 2. Zuvor das Bike noch von ein paar Kilogramm Dreck befreien und die Schaltung wieder zum Funktionieren bringen. Stage 2: Schotterstraße mit ein paar Links-/Rechts-Schikanen, fiese Abzweigung in kurzen, wurzeligen Abschnitt, steiniges Bachbett und noch ein paar Wurzeln.
Bei einem Downhill-Rennen macht man mehrere Trainingsfahrten und kann auch verschiedene Linien trainieren. Zwar kann man auch beim Enduro-Rennen die eine oder andere Schlüsselstelle zurückschieben und nochmals probieren, aber ansonsten sollte man sich die Strecke bei der einen Trainingsfahrt so gut wie möglich einprägen. So detailliert wie bei Downhill-Rennen ist dies aber kaum möglich, weshalb auch die richtige Blicktechnik sehr wichtig ist.
Beim Transfer zu Stage 3 war einer der längeren und vor allem der steilste Anstieg zu bewältigen. Da genug Zeit zur Verfügung stand und noch tretintensive Etappen zu fahren waren, haben die meisten geschoben. Oben angekommen konnte man sich auf der Hütte etwas stärken. Die 3. Stage war die zweitlängste. Anfangs im Wald auf einem griffigen Weg, teils wurzelige Abschnitte neben dem Weg, danach kurzes Bergaufstück, steiniger Hohlweg mit Schikanen und am Ende steiniger Weg neben einem Bach. Im Mittelteil und unten raus ziemlich flach - also tretintensiv.
Zu Stage 4 ging es ebenfalls wieder länger - aber mit angenehmer Steigung - bergauf. Stage 4 war die kürzeste, aber auch die technisch schwierigste Etappe. Offener Wald, großteils mit Gras bewachsen, aber sehr viele rutschige Wurzeln. Ziemlich am Ende eine Schlüsselstelle mit Absatz, wobei weniger der Absatz, als vielmehr die Zufahrt (wenn man sie schnell nehmen will) kritisch ist. Auch einige der Spitzenfahrer mussten dran glauben.
Auch Patrick Kontschieder (Paz hier am Forum) musste nach Top-10-Zeiten bei den ersten beiden Stages (aber einer etwas verschlafenen 3. Stage) nach einem Sturz hier mit stark geprelltem und geschwollenem Knie aufgeben.
Am Ende der Stage gab es noch eine sehr rutschige, flache Brückenüberfahrt über einen seichten Bach - angeblich sind zwei in den Bach gefahren - auch einer von unserer Truppe.
Zur Stage 5 musste man ziemlich weit runter fahren. Eher unspektakulär im etwas tiefen Waldboden. Anfangs ohne Wurzeln, später eine gemeine Linkskurve, bei der man in Cycle-Cross-Technik (abspringen und raufsprinten) vermutlich fast schneller gewesen wäre. Danach kurzer Wurzel-Singletrail und Zielsprint am Weg.
Das Ende von Stage 5 lag einiges unter der Bikepark-Talstation. Man musste also zuerst dorthin und dann rauf knapp über dem Start der Bikepark-Strecken. Ein steiniger Hohlweg mit ein paar Schikanen wartet zu Beginn von Stage 6 auf uns. Im Vergleich zum Training war beim Rennlauf aber schon eine Line großteils von dem losen Steinen freigeräumt. Danach Wurzeln und ein paar 100 Meter kämpfen: Rauf- bzw. Rübertreten zur Bikepark-Line. Ab da die Hauptline des Bikeparks. Knapp vor dem Ziel dann noch ein paar Meter die Straße rauf und über die letzten Anlieger und Sprünge ins Ziel.
Auch wenn die Wald- und Wurzelstücke dominierten, fand ich die Streckenzusammenstellung abwechslungsreich und gelungen. Neben den Wurzelstücken gab es einige heftigere Steinpassagen, wobei sich die losen Steine von Stage 6 rausfuhren und die Steinpassagen auf Stage 2 und 3 aus hauptsächlich festen Steinen bestanden. Obwohl diese Passagen gar nicht so ohne waren, hörte ich von relativ wenig Patschen (Platten). Nikki Siedl, einer der schnellen Österreicher holte sich allerdings beim Training auf Stage 2 einen Platten und die Speichen im Hinterrad wurden komplett locker. Von dort war es aber nicht extra weit zurück zum Parkplatz.
Die letzte Stage rundete den Streckenverlauf mit der künstlichen Bikepark-Line ab. Wobei die Tretpassagen am Ende des Rennens nochmals richtig reingehen, aber zu einem Enduro-Rennen dazugehören.
Material
Bei Rennen herrschen andere Gesetze. Im normalen Trainings- oder Toureneinsatz funktioniert alles problemlos. Aber beim Rennen machen sich dann die Schwächen am Material bemerkbar. Bei Downhill-Rennen sowieso. Aber Enduro-Bikes sind doch noch etwas filigraner aufgebaut als Downhill-Bikes. Und vor einigen Jahren ist man bei Downhill-Rennen vermutlich auch nicht viel schneller unterwegs gewesen als bei den Enduro-Rennen heute.
Alle hatten wir mit dem extremen Schlamm zu kämpfen. Bei den kleinen Ritzeln sprang teilweise die Kette drüber - und das nicht nur bei den kleinen 10er Zahnscheibe vom XX1, auch bei den 11er der normalen Zahnkränze.
Interessant war, dass bei meiner XX1 nach gröberen Schlamm-Etappen für einige Zeit die Kette nicht mehr sauber vom Kettenblatt ablief (tangential Richtung Schaltwerkrolle), sondern für ein paar Zähne weiter um das Kettenblatt lief und dann wieder runtergerissen wurde, was natürlich komische Geräusche machte. Benni Purner - einer der schnellsten Österreicher - hat bei seinem XX1 angeblich öfters die Kette verloren. Vier weitere XX1-Fahrer in unserer Runde hatten aber keinen Kettenverlust. Wobei Paz mit XX1 ohne Kettenführung bei der zweiten Stage mit einigen heftigen Steinpassagen die fünftbeste Zeit fuhr.
Paz hatte aber das Pech, dass sein CCDB-Air vom S-Works-Enduro undicht wurde und vor jeder Stage aufgepumpt werden musste. Bei mir ist knapp vor Trainingsende die Reverb eingegangen. Entlüften hat nix gebracht. Ich hatte aber die Schelle zum Befestigen mit - damit ging's.
Die Österreicher
Die Specialized Enduro Series ist fest in deutscher Hand. Die meisten Rennen finden auch in Deutschland statt. Mit Kirchberg (Anmeldung gerade offen) gibt es aber auch ein Rennen in Österreich. Samerberg und Kronplatz sind in unmittelbarer Nähe und auch Riva ist für uns Österreicher meist näher als für Deutsche. Insofern ist es etwas schade, dass sich nur so wenige Österreicher für die Rennen motivieren können. Aber zumindest in Salzburg scheint sich jetzt eine feine, kleine, motivierte Gruppe gefunden zu haben. Allerdings sind wir großteils nur im Mittelfeld zu finden. Paz hat bei den ersten Stages richtig aufgezeigt und war auch nach der verschlafenen Stage 3 und bis zum Sturz in Stage 4 zumindest auf Top 30-Kurs. Den 30. Platz erreicht Nikki Siedl. Letztes Jahr war der 8. Platz drinnen.
Schnellster Österreich wurde wieder mal Max Leitsbergerg auf Rang 12. Benni Purner hatte Probleme mit der Kette und kam auf Platz 17 (letztes Jahr Zweiter). Auf Platz 27 belegte Walter Martinschitz, einstmals einer der schnellsten Downhiller in Österreich, der das Downhillen aber längst aufgegeben hat, aber jetzt am Enduro Bike wieder Rennen fährt.
Bei den Damen war wieder mal Anna Brandtner mit Platz 8 die schnellste Österreicherin - vor ihr hauptsächlich Teamfahrerinnen. Seit heuer gibt es auch eine Masters-Kategorie für die Herren ab 35. Mangels größerer österreichischer Beteiligung war ich als 9. bester Österreicher, wobei die Zeitabstände insbesondere ab Platz 6 schon größer wurden.
Da gäb's also noch Platz für die schnellsten österreichischen Master! Generell ist es schade, dass nicht mehr Österreicher bei den Rennen teilnehmen. Rennen-Fahren bringt einen weiter. Man kann sich mit anderen schnellen Fahrern austauschen - bei der Technik genauso, wie bei der Linienwahl. Man lernt neue Leute kennen und kann am Abend auch mal gemeinsam ein Bier trinken.
Wer gerne teilnehmen würde, aber nicht alleine und seine Kumpels nicht motivieren kann, soll sich bei uns im Bike-Treff-Forum melden. Gemeinsam die Runden absolvieren macht einfach mehr Spaß. Beim Rennen in Kirchberg werden sowieso mehrere Österreicher sein (zumindest Tiroler), auch eine Salzburger Abordnung. Eventuell sind wir auch Kronplatz und dann jedenfalls im September beim Overmountain in Ischgl.
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