News

Montag, 15. April 2013

Innsbruck: IVB stoppt Bus-Transport zum Lanser Köpfl für Downhiller

Am Freitag informierte die Stadt Innsbruck, dass die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) ab 15. April keine Downhill-Fahrräder mehr auf den Linien "J" und "6" transportiert werden. Die Bikerszene in Innsbruck wehrt sich dagegen. 2010 gab es eine Initiative für MTB-Strecken am Lanser Kopf und 2011 wurden von der Stadt Zusagen gemacht, aus dem Lanser Kopf ein "Downhill-Mekka" zu machen.

Um 2000 starteten die Vertrider mit der ersten Strecke am Lanser Köpfl. Noch vor dem Nordkette Singletrail. Anfangs waren es nur die Vertrider, aber im Laufe der Zeit waren immer mehr Biker am Lanser Köpfl unterwegs und es kamen mehr und mehr Strecken dazu.

Wie leider fast überall in Wäldern in Stadtnähe gibt es Personen, denen die Mountainbiker ein Dorn im Auge sind und zu drastischen - ja sogar potentiell tödlichen - Mitteln greifen. Negativer Höhepunkt war 2010 ein auf Kopfhöhe gespannter Draht in den ein jugendlicher Mountainbiker fuhr. Da es sich dabei um den Sohn vom Skisprung-Nationaltrainer Alex Pointner handelte, wurden auch die Medien darauf aufmerksam.

Es wurde dann die Initiative für MTB-Strecken am Lanser Kopf ins Leben gerufen. Ziel soll es sein, dass einzelne Strecken für Mountainbiker freigegeben werden. Es wurde auch aufgezeigt, dass der Nordkette Singletrial für viele keine Alternative ist, da dieser nur für sehr gute Biker fahrbar ist. Um zu zeigen, wie vielen Bikern MTB-Trails am Lanser Kopf ein Anliegen sind, wurde eine Demo in der Innenstadt abgehalten.

2010 fand eine Demo für Mountainbike-Strecken am Lanser Kopf in der Innsbrucker Innenstadt statt. Foto: MTB-Freunde Lanser Kopf [Galerie]

Es gab daraufhin Unterstützung vonseiten der Politik und der Stadt und die Initiative zeigte erste Früchte: In einer Aussendung der Stadt Innsbruck vom Februar 2011 heißt es: "Ebenfalls im Süden der Tiroler Landeshauptstadt gelegen, wird der Lanser Kopf im laufenden Jahr noch zum ersehnten "Downhill-Mekka" Innsbrucks reifen." Für jemanden, der die Mountainbike-Szene - insbesondere den Streckenbau - etwas beobachtet, klingt der nächste Satz allerdings wie ein Widerspruch: "Sobald mit den rund 30 Grundeigentümern eine Einigung erzielt wird ...".

Weiters hieß es, dass die Innsbrucker Verkehrsbetriebe die Mitnahmemöglichkeit für Bikes auf den Linien zum Lanser Kopf erweitern. Dies wurde auch umgesetzt.

Letzten Freitag wurde aber in einer erneuten Aussendung darauf hingewiesen, dass ab heute Montag, den 15. April keine Downhill-Fahrräder mehr mitgenommen werden. Andere Fahrräder, auch "Mountainbikes" werden weiterhin mitgenommen.

Als erster Grund wird angeführt, dass es am Lanser Köpfl keine offizielle Downhill-Strecke gibt. Weiters werden auch Beschwerden anderer Fahrgäste angeführt, wenn zu viele Biker ihre Fahrräder mitnehmen wollen oder die Busse durch Biker oder Bikes verschmutzt werden.

Gerade vielen jungen Downhillern und Mountainbikern wird so die Chance für eine sportliche Freizeitbeschäftigung genommen. Ein zweites Bike zum Selbst-Rauftreten ist meist nicht leistbar und der Nordkette Singletrail für Anfänger nicht geeignet und außerdem teurer. Auch viele andere Downhiller und Freerider möchten die Trails mit Shuttle-Möglichkeit befahren.

Auf Facebook wurde daher eine Seite eingerichtet, die sich gegen das Beförderungsverbot richtet. Bitte unterstützt diese: Beförderungsverbot von "DH Fahrrädern" in DER Sportstadt Innsbruck


Interessenskonflikte zwischen Mountainbiker und Wanderer gibt es auch in anderen Städten. Am Gaisberg in Salzburg findet man von Zeit zu Zeit im Boden verlegte Stacheldrähte oder Nägel in Wurzeln. Es gab mal Pläne für eine Downhill-Strecke. Das Projekt ist aber längst wieder eingeschlafen. Zurzeit ist die MTB-Szene auch zuwenig organisiert. Die geplante Streckenführung war auch wenig vielversprechend. Und mit einer offiziellen aber möglicherweise suboptimalen Strecke wäre auch nichts gewonnen.

In Linz wurde vergangenes Jahr der Schiltenberg-Trail von der Stadt in einer Nacht- und Nebelaktion vollständig zurückgebaut. Mittlerweilen gibt es aber Hoffnung auf einen neuen Spot. Mehr dazu auf der Facebook-Seite: Schiltenberg-Trails Downriders Linz.


Wir als Downhiller und Mountainbiker würden uns natürlich mehr legale und konfliktfreie Möglichkeiten zum Biken und idealerweise auch mit Shuttle-Möglichkeiten wünschen. Umgekehrt möchte ich auch an die Biker appellieren: Es gibt leider immer wieder welche, die zu blöd sind, sich in andere Menschen - Wanderer, Anrainer, Grundbesitzer - reinzudenken und auch ihre Sicht zu verstehen. Bei Wanderern fährt man langsam und kontrolliert vorbei ohne zu schrecken, grüßt und bedankt sich, wenn jemand Platz macht. Falls man auf Grundbesitzer oder Anrainer trifft, dann sollte man so deeskalierend wie möglich auftreten. Wenn so jemand schlechte Erfahrungen mit Mountainbikern macht, wird der sich zweimal überlegen, ob er vielleicht mal eine offizielle Strecke auf seinen Grundstücken haben will!


Prinzipiell stehen in Innsbruck die Chancen nicht so schlecht. Innsbruck deklariert sich als "Sportstadt". Es gibt Organisationen innerhalb der Mountainbiker-Szene und Forderungen werden von der Politik zumindest teilweise unterstützt. Um so wichtiger ist es, dran zu bleiben, damit auch wirklich etwas umgesetzt wird.


Ein paar Links zum Nachlesen:

Kommentare

Montag, 15. April 2013 18:23
robertg202
Posts: 535
Wien/Österreich
Ich musste auch schon mitbekommen wie rücksichtslos manche Biker agieren - sowohl in Innsbruck (Nordkette/Lanser Kopf), Graz (Schöckl), Salzburg (Gaisberg) als auch Wien (Wienerwald).
Leider bringt uns da eine Minderheit in Verruf.
Innsbruck, Bushaltestelle: einige DH-Biker sind schon im Bus, 2 drängen sich noch vor einer Frau mit Kinderwagen hinein sodass der Bus voll war. Ich bin dann samt Radl wieder ausgestiegen um Platz für Frau+Kinderwagen zu machen weil mir die ganze Szene sowas von zu peinlich war. Der Busfahrer hat dann die Zwei wieder rausgestampert. Und wie man hört gibt es laufend Ärger dieser Art. Ich kann verstehen, dass sich das die IVB auf Dauer nicht antun will.
Man könnte ja vielleicht überlegen - ähnlich wie in Wien mit der U-Bahn - die Bike-Beförderung nur ausserhalb der bekannten Stoßzeiten zu erlauben um genau diese Problematik garnicht erst aufkommen zu lassen?
Dienstag, 16. April 2013 12:25
Tyrolens
Posts: 4229
Innsbruck, die selbsternannte Sport-Weltstadt bekommt das offensichtlich nicht hin. Zeit genug hätten sie ja gehabt...
Freitag, 19. April 2013 15:01
<MM>
Posts: 56
Eine Ergänzung für die Linksammlung:

* Video von der Lanser-Köpfl-Kundgebung anno 2010
www.youtube.com/watch?v=VCzT4_OxXcc


Und eine ebenso praktische wie praktikable, jedenfalls eine recht flotte Lösung existiert bereits, wie man trotzdem radelnd nach Igls kommen könnte: Man kombiniere die Spielarten Downhillradl & Pedelec-MTB zur Alternative zu Bus & Bim:

www.youtube.com/watch?v=aaNVJn9dSuw
Sonntag, 21. April 2013 00:05
<MM>
Posts: 56
Die Versammlung in der Maria-Theresien-Straße verlief für die Veranstalter sehr zufriedenstellend: Bei bestem Downhillwetter (10 °C, Regen) fanden sich um die 150 interessierte Personen ein - und die lokalen Medien sprangen ebenfalls auf das Thema an.

Den Ansprachen kann man bei Interesse hier nochmals (fast ungeschnitten) lauschen:

www.youtube.com/watch?v=XZdAJZuES9Y