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Dienstag, 24. Juli 2012

Bericht vom Freeride Festival Saalbach Hinterglemm 2012

Autor: noox. Fotos: Freeride Festival und Rüdiger Jahnel

Anfang Juli stand Saalbach Hinterglemm bereits zum dritten Mal ganz im Zeichen des Freeridens. Das Dakine Freeride Festival lockte unzählige Gravity-Biker mit umfangreichem Show-Programm, Rennen und feinen Trails ins Pinzgauer Glemmtal.

Vor ca. 10 Jahren wurde in Saalbach Hinterglemm mit den Downhill- und Freeride-Strecken am Reiterkogel begonnen, ein Angebot für die abfahrtsorientierten Biker zu schaffen. Die letzten Jahre wurde das durch zusätzliche Strecken und Trails weiter forciert. Alleine heuer sind schon drei neue Trails hinzugekommen und weitere sollen folgen. Perfekte Voraussetzungen für das Freeride Festival.

Offizielle Eröffnung des Festivals war am Freitag Mittag. Der Wettergott meinte es beim Start aber gar nicht gut - ein Gewitter mit sintflutartigem Niederschlag ließ schon Schlimmstes für das Wochenende befürchten. Aber im Laufe des Nachmittags beruhigte sich das Wetter wieder und es blieb das ganze Wochenende trocken. Am Sonntag wurde es mit der Sonne sogar wieder sehr warm.

Der Höhepunkt des Rahmenprogramms war der Dakine Airstrike. Ein Slopestyle Contest auf Weltklasse-Niveau mit spektakulärem Kurs mitten im Hinterglemmer Ortszentrum. Drop-In von einem Hausdach, Transfer aus einer Wall, eine Haarnadel-Wall, die eingesprungen werden musste und der letzte Dirt-Kicker waren die Highlights. Für den Belgier und Shooting Star der Slopestyle-Szene Thomas Genon muss Österreich ein guter Boden sein. Nach dem 26TRIX in Leogang konnte er auch das Dakine Airstrike gewinnen!

Backflip beim Dakine Airstrike [Galerie]

Daneben gab's regelmäßige Trail-Shows, Filmvorführung von Strength in Number, Riders Parties und natürlich waren auch viele Firmen gekommen, um sich in der Expo Area zu präsentieren und z.B. Testbikes zur Verfügung zu stellen.

Guido Tschug gewinnt den Maxxis Freeride Eliminator [Galerie]

Wer sich mit anderen messen wollte, hatte dazu bei mehreren Rennen die Möglichkeit. Bereits am Freitag Abend fand der Maxxis Dual Eliminator statt. Auf der permanenten Dual-Strecke am Zielhang des Reiterkogels lautet die Devise nach den Qualifikationen: Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau! Ein Lauf eintscheidet - der oder die Schnellste ist weiter.

Viertelfinale: Steffi Marth gegen Helene Fruhwirth. [Galerie]

Bei den Damen konnte sich Steffi Marth vor Elke Rabeder durchsetzen. Dritte und Vierte wurden Angie Hoenwarter und Hanna Moser. Bei den Herren gewann Guido Tschugg vor Flo Gotschlich. Das kleine Finale entschied Hannes Slavik gegen Nicolas Siedl für sich.

Nicolas Siedl beim Maxxis Dual Eliminator. [Galerie]

Am Samstag konnte manche kleinen Biker bei der Kids Freeride Challenge erstmals Rennluft schnuppern. Als Rennstrecke diente der Dual-Kurs vom Maxxis Dual Eliminator. In verschiedenen Alters-Stufen von 6 bis 14 Jahren und getrennt nach Mädchen und Jungs wurden die Sieger ausgefahren.

Kids Freeride Challenge. Auf derselben Strecke wie die Pros! [Galerie]

Beim Rose Speed-Wheelie-Contest, der auf der Straße zum Goaßstoi in Hinterglemm ausgetragen wurde, wurden heuer 63,83 km/h erreicht. Der Sieger Julian Reder war damit aber fast 2 km/h langsamer als der Vorjahressieger Tobias Werth, der diesmal mit 60,5 km/h Dritter wurde.

Mit über 60 km/h auf dem Hinterrad [Galerie]

Aber für 280 Biker war das Scott Gang Battle das Highlight des Wochenendes. Ich war hauptsächlich mit Rüdiger Jahnel, Birgit Braumann (beide Specialized Mountainbiker mit guten Chancen auf Top-Platzierungen) und Tobi Meister, auch kein Unbekannter in der österreichischen Rennszene. Bei mir gings dagegen hauptsächlich ein lässiges Wochenende mit Freunden und Bekannten zu haben, beim Gang Battle (sicher) durchzukommen und natürlich etwas Content für die Downhill-Rangers Seite aus erster Hand zu bekommen.

Den Ablauf kannte ich schon vom Vorjahr, die Strecke von zwei Downhill-Tagen auf der X-Line in der heurigen Saison. Neben der Linie ist's aber für mich besonders wichtig, so armschonend wie möglich unterwegs zu sein. Je später die Arme aufgeben, desto länger bin ich schnell. Deswegen wurde die 2012er Boxxer gegen meine alte 2010er ausgetauscht. Letztere hat zwar schon leicht ausgeschlagene Buchsen, aber vielleicht ist sie gerade deswegen viel armschonender als meine neue 2012er. Als ich ein paar Tage zuvor am neuen Bike das Schaltwerk abgerissen hatte und auf das alte Bike umgestiegen bin, war da ein deutlicher Unterschied zu spüren. Auch die alten Griffe wurden montiert, da die neuen doch eine Spur zu dick waren.

Da ich am Freitag vom Gewitter zu Mittag gehört hatte, bin ich erst gegen Abend angereist. Es ging dann gleich zum Dual in Hinterglemm. Ein paar Freunde und Bekannte waren ganz gut dabei, sodass wir mitfiebern und anfeuern mussten.

Scott Gang Battle - kurz vor der Mittelstation [Galerie]

Am Samstag Früh stand natürlich Training auf der X-Line am Programm. Nach zwei gemütlichen Runs war aber klar, dass sich im Vergleich zum Wochenende davor nichts Gravierendes geändert hatte. Der Boden war allerdings feucht, sodass gerade die Steine im oberen Wald durch die vielen Fahrern mit einer schmierigen Schicht überzogen waren.

Zu viele Runs auf der X-Line machen einen bestenfalls durchschnittlich fitten Fahrer wie mich sowieso nur müde und außerdem wollte ich mir noch den neuen Panorama Trail am Kohlmais ansehen. Dazu kam, dass die Qualiläufe nach hinten verschoben wurden, weil eine massive Nebelwand am Schattberg lag. Gerade auf den schnellen Schotterstraßen-Abschnitten nach dem Start war das durchaus problematisch. Vor allem hätte aber im Falle des Falles kein Hubschrauber fliegen können.

Tobi und ich nutzten die Zeit also, um uns am Kohlmais etwas einzufahren. Beim neuen Panorama Trail waren wir vorallem vom Old-School-Wiesenstück sehr angetan. Dieser könnte direkt einer Downhill-Rennstrecke aus den 90er entsprungen sein. Jedenfalls hängten wir gleich noch einen zweiten Run dran.

Diese Art der Vorbereitung dürfte für mich ideal gewesen sein. Nicht müde von zuvielen Runs auf der X-Line aber doch gut eingefahren für die Quali.

Mal schnell die Brücke freiräumen. [Galerie]

Wegen des anhaltenden Nebels wurden die Qualiläufe nicht mit 30er-Gangs gestartet, sondern nur mit jeweils zehn Fahrern, wobei die Startabstände geringer waren. Meiner Meinung nach wäre das generell eine fairere Sache. Bei zehn Startern ist die Wahrscheinlichkeit, dass man von langsameren Fahreren länger aufgehalten wird doch deutlich geringer. Und ein fairer Biker macht einem schnelleren auch Platz. Ich selbst hatte in der Quali einen super Start (dank Clickies und leichem Bike) hab dann aber dreimal schnelleren Fahrern Platz gemacht.

Insgesamt ging's bei der Quali ziemlich gut. Am Ende nicht wirklich K.O. - ganz anders als noch im Vorjahr. Ist aber vielleicht auch am kühlen Wetter gelegen, da das auch anderer Fahrer berichteten.

In unserer Truppe bzw. in unserer Quali-Gang lief's ziemlich gut: Rüdiger Jahnel hatte die 6. schnellste Zeit. Tobi wurde 25. und ich war mit meinem 64. Platz auch sehr zufrieden. Patrick Kontschieder (ihr kennt ihn hier unter Paz) vom Revolution Racing Project, der auch in unserem Quali-Heat gefahren war, wurde 8. Seine Teamkollegin Elke Rabeder qualifizierte sich als erste bei den Damen, 18 Sekunden vor Birgit Braumann. Elke Rabeder wäre mit ihrer Zeit aber sogar 29. bei den Herren geworden!

Schnellster bei den Herren war der Schweizer Gustav Wildhaber vor Vorjahressieger Matthias Stonig und Lukas Anrig, ebenfalls aus der Schweiz.

Start Sturz hinter mir beim Finale des Scott Gang Battles [Galerie]

Wir haben dann noch ein paar Kumpels eingepackt, um nach der Quali nochmals den Panorama Trail und anschließend den Hacklberg-Trail zu fahren. Nach getaner "Arbeit" noch chillig Freeriden zu gehen, hat einfach was!

Weil's am Samstag so gut geklappt hat, wollten wir den Renntag ähnlich gestalten. Ein Run auf der X-Line und dann Warmfahren am Kohlmais. Allerdings gab's dann ein Fast-Worst-Case-Szenario. Ausgerechnet beim Freeride-Festival geht der Schattberg-X-Press wegen eines technischen Gebrechens nicht mehr. Das kann natürlich mal passieren, auch beim ziemlich neuen Schattberg-X-Press. Aber bitter, wenn an so einem Wochenende. Vor der Gondelbahn gab es bald ein riesige Schlange. Die, die zum Rennstart wollten, und natürlich viele andere Biker. An der Kohlmaisbahn gab es dadurch auch eine längere Wartezeit, aber da sich die Starts der einzelnen Heats sowieso verzögerte, nahmen wir das in Kauf. Leider kam's dann noch schlimmer: Kurz nach der Mittelstation fiel auch die Kohlmaisbahn aus. Nach längerer Wartezeit fuhr die Bahn wieder zurück zur Mittelstation - leider nix mit Panorama-Trail. Also runter über die Milka Line zum Schattberg-X-Press, der mittlerweilen wieder funktionierte.

Da wegen der Ausfälle nicht alle rechtzeitig zum Start der einzelnen Heats kamen, durften alle Verspäteten mit unserem Heat - also dem der besten 120 der Quali - fahren. Auch die Masters oder Damen. Den Umständen entsprechend eine gute Lösung.

Noch mehr Stürze beim Start des Finales. [Galerie]

Beim Rennen selbst ging's doch ziemlich wild zu. Mehrere Massenstürze am Start, Stürze und Staus auf der Strecke. Aber ich hatte immer Glück und bin gut vorbeigekommen (siehe Videos unten). Generell lief's am Anfang gut. Bin an den Vordermännern drangeblieben, aber hatte nicht das Gefühl, dass sie mich bremsen. Merklich langsamer (keiner mehr knapp vor mir, aber Schnellere hintere mir) wurde ich erst ab Mitte des letzten Waldes. Am Ende wurde es - mit eher defensiver Fahrweise - Platz 57. Aber im Mittelfeld eines Massenstart-Heats kann man doch nicht immer sein Tempo fahren und so war ich 46 Sekunden langsamer als in der Quali. Vielleicht lief's auch nicht mehr so gut, weil ich doch nur einen X-Line- und einen Milka-Line-Run zum Einfahren hatte.

Die Schnellsten: Matthias Stonig vor Johann Potgieter und Gustav Wildhaber. [Galerie]

Von den Top-Fahrern konnte sich Matthias Stonig vor seinem Kollegen beim Le Cannabis Canfield Factory Team Johann Potgieter den zweiten Sieg in Folge holen. Die beiden blieben mit ihren Zeiten sogar knapp unter 11 Minuten! Gustav Wildhaber wurder Dritter. Rüdiger Jahnel konnte sich um einen Platz auf den 5. verbessern. Tobi war mit seinem 29. Platz nicht so zufrieden, weil er häufig aufgehalten wurde.

Elke Rabeder vor Birgt Braumann und Ines Thoma. [Galerie]

Bei den Damen konnte sich Elke Rabeder den Sieg mit einem Vorsprung von nicht ganz 5 Sekunden vor Birgit Braumann sichern. Ines Thoma wurde Dritte.

Die schnellsten Herren über 40: Frederic Abbou, Peter Deppner, Rade Curcic. [Galerie]

Bei den Masters holte sich Frederic Abbou den Titel, obwohl er in der Quali nach Defekt Letzter war. Zweiter wurde Peter Deppner und Dritter Rade Curcic.

Sektdusche verdient! [Galerie]

Leider hatten wir wegen der Startverzögerung nicht mehr Zeit für einen entspannten letzten Freeride-Run. Generell würde beim Festival in Saalbach einfaches Freeriden schon auch sehr reizen. Aber vermutlich setzt sich im nächsten Jahr dann doch wieder die Rennmotivation durch.


Videos, Fotos & Links

Die Crashes in Slow Motion:


YouTube: Slow Motion Crashes Scott Gang Battel 2012

Der gesamte Final-Run:


YouTube: Scott Gang Battle 2012 Race Run Heat 1


Viele Fotos und Videos vom Freeride-Festival 2012:
Freeride Festival 2012 & Gang Battle Fotos und Videos Thread


Ergebnisse Freeride Festival 2012


Links:
freeride-festival.de
saalbach.com/freeride

Fotos: