Donnerstag, 14. Juni 2012
Erstmals in der Geschichte des iXS German Downhill Cup wurde ein Rennen im Ausland - im Bikepark Tirol in Steinach am Brenner - ausgetragen. Erstmals in der Geschichte des GDC gab's auch eine Strecke mit 2,9 km Länge, 490 m Höhenunterschied und einer Laufzeit von deutlich über sechs Minuten.
Wie vom letzten Jahr schon bekannt, ist die Strecke am Brenner für ein Downhill-Rennen sehr lange. Im ersten Teil fährt man auf der roten Bikepark-Line mit sehr vielen Anliegern. Danach kommt die erste Waldpassage, wobei man hier teilweise schon eine eigene Streckenführung für das Rennen gewählt hat. Bis zum üblichen Warteplatz beim Bikepark-Shredden vor den zwei großen Walls führt die Strecke wieder auf der roten Line über Anlieger und Waldpassagen. Hier hat man etwas mehr als ein Viertel der Strecke hinter sich und es folgt der schwierige neue Teil im Wald mit zumindest einer echten Schlüsselstelle: Eine ziemlich steile Quer-Abfahrt. Der Rest der Strecke führt bis knapp vor dem Ende wieder auf der roten Bikepark-Strecke. Am Ende wurde die letzte Brücke links umfahren und in die erste Wall des Bikepark geleitet. Nach dem Stepup führte sie nochmals in eine kurze Waldabfahrt, über eine äußerst rutschige Wiesenkurve, dem letzten Teil der Bikepark-Strecke und dem Zielsprung in das Ziel direkt am Parkplatz.
Deutscher Meister Benny Strasser kommt mit den Bedingungen beim Brenner Downhill am besten zurecht. [
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Im Trockenen ist die Strecke als eher leicht einzustufen. Im neuen Mittelstück mit der steilen Schrägfahrt zeichnete sich aber schon ab, dass man hier viel Zeit gutmachen oder liegenlassen konnte. Der untere Teil enthielt einige flache Querungen, für die man noch genug Kraft in den Beinen haben sollte.
Die Wetteraussichten für das Rennwochenende waren allerdings alles andere als gut: Für die meiste Zeit waren Regen und eher unangenehme Temperaturen angesagt. Am Freitagnachmittag bei meiner ersten Trainingsfahrt war es zwar für längere Zeit regenfrei, aber die Strecke hatte sich gegenüber meinem letzten Besuch am Wochenende davor schon massiv geändert. Viele hatten das verlängerte Wochenende genutzt und sind schon am Donnerstag zum Trainieren gekommen. Die Bikepark-Strecke hatte sich schon zu einer richtigen Rennstrecke verwandelt. Immer mehr Wurzeln zeigten sich, Anlieger wurden mit größt möglichem Radius angefahren oder abgekürzt. Im Wald wurden die Rennlinien ausgefahren. Die Strecke mutierte von der einfachen Bikepark-Strecke immer mehr zur herausfordernden Downhill-Rennstrecke! Besonders die steile Schrägfahrt im neuen Mittelteil wurde zur gefürchteten Schlüsselstelle. Staus, Wartezeiten und viele Stürze forderten Fahrer und Streckenposten. Bei meiner ersten Fahrt stürzten vor mir vier Faher hintereinander. Im Training konnte ich diese Passage nie durchfahren und sowohl im Seeding- als auch im Race-Run musste ich hier jeweils überholen.
Apropos Stau: 450 Fahrer waren zum Brenner gekommen. Also dreimal so viele wie wir Österreicher bei Austria-Cup-Rennen gewohnt sind. Trotzdem gab es - außer auf der Strecke - so gut wie keine Wartezeiten. Mit mehr als 20 Bike-Waschplätzen mit Aufhängemöglichkeiten für's Bike und einstellbarem Druck an den Düsen war's überhaupt kein Problem, dass die Bikes vor dem Gondel-Transport immer gewaschen werden mussten. Pro Gondel konnten 3 Bikes transportiert werden, sodass es nur beim Trainingsbeginn am Freitag zu (kaum nennenswerten) Wartezeiten gekommen ist.
Hatte sich das Wetter am Freitag noch etwas versöhnlich gezeigt, so kannte der Regen am Samstag und Sonntag keine Gnade. Die Strecke wurde mit jeder Stunde tiefer, die Wurzeln unbarmherziger und die mit Wasser gefüllten Löcher in den Spurrillen immer unberechenbarer. Wenn es regnete, fuhr man teilweise wie in einem kleinen Bach. Hielt er sich für ein bis zwei Stunden zurück, wurde es in den offenen Streckenteilen extrem schmierig und pappig und anstrengend zu fahren. Bei diesen Verhältnissen waren dann doch viele Fahrer überfordert. Schon beim Seeding Run waren einige Fahrer nicht mehr dabei.
Trotzdem war die Stimmung unter den Fahrern gut. Saß man einmal am Bike war die Nässe und Kälte schnell vergessen. Ich kann mich fast nur an Grinser unter'm Helm erinnern, wenn wieder Freunde und Kollegen im Fahrerlager eingetroffen sind. Wann darf man sonst schon noch im Dreck spielen? Einen Bikepark-Besuch macht man bei solchem Wetter nicht. Außerdem konnte man auch immer ein bisschen stolz sein, wenn man die Strecke bewältigt hat.
Andererseits ist es auf Dauer doch mühsam. Immer mehr Teile der Ausrüstung werden dreckig und nass. Ein Vorteil, wenn man mehrere Garnituren an Gewand, Schuhen, Handschuhen und Brillen hat. Ein Tag im Regen ist ja auch ok, aber ein ganzes Wochenende kann schon zermürbend sein. Wenigstens sind wir am Freitag von oben her verschon geblieben.
Bei iXS-Cup-Rennen gibt es eigene Trainingszeiten nur für Lizenz-Fahrer. Prinzipiell eine notwendige und gute Sache, da bei so vielen Startern ein vernünftiges Training für die Top-Leute nicht möglich wäre. Für die Fahrer der freien Klassen aber sicher ein Nachteil im Vergleich zu den österreichischen Rennen. Prinzipiell war es aber bei diesem Rennen nicht so schlimm. Durch die Streckenlänge und den wiedrigen Verhältnissen, sind uns die zusätzlichen Trainingsfahrten nicht extra abgegangen.
Am Samstagnachmittag wurden dann die Seeding-Runs ausgetragen. Genau zum Start fing es sehr stark zu regnen an. Im oberen Bereich fuhr man wie in einem Bach (ich war einer der ersten Starter). Im Verlauf des Nachmittags hörte man auch Donner und die Bahn musste abgedreht werden. Es war bereits vom Abbruch des Rennens die Rede. Die Bahn konnte dann aber doch wieder fahren, und die Seeding Runs abgewickelt werden.
Am Sonntag Früh erwartete uns wieder der Regen. Die Stimmung war echt am Tiefpunkt und es wurde laut ausgesprochen, dass man nichts gegen eine Absage des Rennens und Wertung des Seeding Runs hätte. Ein Thermentag hätte ja auch was. Und die kleinen oder größeren Wehwechen nach dem einen oder anderen Sturz der Vortage trugen ihr Übriges dazu bei. Außerdem waren drei meiner Kumpels Schnellste und einer Zweitschnellster in ihrer jeweiligen Klassen (Lizenz Masters, Fun Men, Fun Senioren). Irgendwann schafften wir es dann aber doch ins Regen-Outfit und machten uns bereit zum Warmup-Run. Am Freitag und Samstag war ich noch fasziniert, welch unglaublich guten Halt diese Regenreifen (gezwickte Wetscreams) bei diesen Untergrund bieten, da ich ansonsten so gut wie gar nicht damit unterwegs bin. Aber beim Warm-Up-Run am Sonntag gab mir jede Wurzel auf diesem Tiroler Berg das Gefühl, als hätte sie sich gegen mich verschworen. Ich blieb zwar sturzfrei, aber ich war an meine Grenzen angelangt!
Dass nicht nur wir Motivationsprobleme hatten, zeigten später auch die Ergebnislisten, wo gerade in den freien Kategorien viele unter DNS - Did Not Start - geführt wurden.
Zum Rennen ab Mittag ließ der Regen aber immer mehr nach. Auf die Schwierigkeit der Strecke hatte das zwar kaum mehr Auswirkungen, aber für die Stimmung im Ziel und Fahrerlager war es definitiv förderlich. Die paar wenigen Zuschauer, die sich trotz der widrigen Bedingungen auf die Strecke gewagt hatten, sorgten an den Schlüsselstellen für lautstarke Unterstützung und der Zielbereich war durchaus gut besucht.
Von den schnellen Österreichern waren nur Matthias Stonig und Mathias Haas bei den Herren und Elke Rabeder bei den Damen vor Ort. Markus Pekoll, David Trummer, Boris Tetzlaff, Manuel Gruber, Petra Bernhard und Anita Molcik waren in Fort William beim Weltcup. Dagegen unterstrichen Benny Strasser und Marcus Klausmann mit ihrer Teilnahme die Wichtigkeit des GDC für Deutschland. Nur die amtierende Deutsche Meisterin Harriet Rücknagel nahm auch beim Weltcup teil.
Siegerehrung der Elite Herren [
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So konnte Benny Strasser auch dem Rest des Feldes zeigen, dass er im Regen eine Macht ist: Mit einer Zeit von 6:25.083 und knapp 11 Sekunden Vorsprung vor dem Finnen Joonas Savolainen gewann er den Brenner Downhill. Marcus Klausmann wurd mit 14 Sekunden Rückstand 3. Auf seinem Blog ist nachzulesen, dass er vor dem Steilhang in einem Loch hängenblieb und stürzte. Eine ähnliche Geschichte habe ich von mindestens vier anderen (der schnelleren) Fahrern gehört. Es dürfte da in einer wassergefüllten, tiefen Rinne ein Loch gewesen sein, das man einfach nicht sieht.
Für Matthias Stonig lief es nach dem 3. Platz beim Seeding Run - eine Sekunde hinter Klausmann - nicht gut. Zwar noch bester Österreicher aber nur Platz 8. Auch Mathias Haas, dem sein Bike gestohlen wurde und der mit einem geliehenen Bike unterwegs war, konnte seinen 8. Platz vom Seeding Run nicht halten und wurde nur 22.
Somit war Rüdiger Jahnel schnellster Österreicher, der mit seiner Zeit von 6:41.906 die Masters-Kategorie fast 5 Sekunden vor Nino Antic gewann. Dass Rüdiger Jahnel bei Regenrennen schnell ist, ist ja kein Geheimnis. Benni Purner hatte an einer eher schnelleren Stelle einen Crash und musste erst sein Bike wieder holen. Mit 11 Sekunden Rückstand landete er schließlich auf Platz 3.
Bei den Damen waren die schnellsten Österreicherinnen und Deutsche wie bereits angesprochen in Fort William. Die Schnellste war die Deutsche Nicole Beege mit der hervorragenden Zeit von 7:32.416. Zweite wurde die Österreicherin Elke Rabeder mit 28 Sekunden Rückstand. Die drittplatzierte Schweizerin Alba Wunderin hatte weitere 14 Sekunden Rückstand.
Siegerehrung der Damen: Nicole Beege vor Elke Rabeder und Alba Wunderin [
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Generell waren die Zeitunterschiede riesig. Die schnellsten Herren mit ca. 6:30. Die schnellste Dame mit 7:30. Gar nicht so wenige benötigten aber auch 9, 10 oder 11 Minuten. Die schwierigen Streckenverhältnisse zogen das Feld auseinander. (Ich hab mir dazu gestern mal ein paar Gedanken gemacht:
Geschwindigkeit bringt Sicherheit)
In unserer Truppe - lauter Downhill-Veteranen mit großteils Downhill-Board-Vergangenheit - lief es ziemlich gut. Rüdiger Jahnel gewann die Masters-Kategorie. In der Fun-Senior-Kategorie stürzte unser Seeding-Run-Schnellster Horst und kam nur auf Platz 3. Dafür sprang Tobias (kennt ihr von früher vom Forum) und siegte hier. Nach meinem Desaster beim Warm-Up legte ich einen für mich soliden Rennlauf hin und wurde in deser Kategorie 9. Steve (st'ip hier im Forum) legte sich leider an derselben Stelle wie Marcus Klausmann und einige andere hin und konnte so seinen 1. Platz beim Seeding Run der Fun-Men Kategorie nicht verteidigen.
Von Platzsprecher Dennis Stratmann wurde bereits angesprochen, dass der GDC auch nächstes Jahr wieder in Steinach Station machen wird. Trotz der grenzwertigen äußeren Bedingungen war das Rennen ziemlich perfekt organisiert. Wenn es im nächsten Jahr dann hoffentlich besseres Wetter geben wird, steht einem feinen Renn-Wochenende nichts mehr im Weg. Eigentlich sollte ja für heuer schon eine alternative Strecke bzw. alternative Streckenabschnitte gebaut werden, was ein erneuter, später Wintereinbruch verhinderte. Nächstes Jahr soll es dann aber tatsächlich eine kürzere Strecke geben.
Vielen Dank an dieser Stelle auch an die vielen Streckenposten, die bei diesem üblen Bedingungen durchgehalten haben und so das Rennen erst möglich gemacht haben.
Hier sammeln wir wieder Links zu Fotogalerien vom Rennen:
Foto-Thread Brenner Downhill (iXS GDC Steinach am Brenner)
Links:
www.ixsdownhillcup.com/
Ergebnisse Race Run iXS GDC Steinach am Brenner 2012
Ergebnisse Seeding Run iXS GDC Steinach am Brenner 2012
Bikepark Tirol
Foto-Thread Brenner Downhill (iXS GDC Steinach am Brenner)
Fotos: Thomas Dietze, Felix Schüller
Kommentare
So wie es aussieht, wird's auch nächstes Jahr wieder einen iXS German Downhill Cup in Steinach geben. Start und Ziel sollen gleich bleiben. Nach Möglichkeit wird die Strecke im unteren Teil verkürzt. Wobei das bei der Steilheit des Geländes gar nicht so einfach sein wird.
Streckensperrungen, um die Strecke nach dem Rennen wieder herzurichten wird es nicht geben. Höchstens einzelne Abschnitte, die dann auf der 2. Bikepark-Line umfahren werden können.
Was mir außerdem noch durch den Kopf gegangen ist: Der neue Abschnitt war notwendig, um die Strecke etwas herausfordernder zu machen. Bei den Verhältnissen war's aber generell herausfordernd. Ich hatte den Eindruck, dass diese eine Stelle für doch nicht so wenige Fahrer mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Sturz führte. Außerdem gab es dort immer Stau. Würde es da sinnvoll sein, wenn möglich einen (natürlich längeren) Chickenway anzubieten? Grundsätzlich ist es ja zu begrüßen, wenn viele (auch Mädels) Rennen fahren. Zumindest in Österreich könnte es ja ruhig mehr sein.