Samstag, 16. Juli 2011
Vom 8. bis 10. Juli 2011 stand Saalbach Hinterglemm bereits zum zweiten Mal ganz im Zeichen des Freeridens. 12.000 Freeride-begeisterte Besucher erlebten Saalbach Hinterglemm von der besten Seite - und das nicht nur wegen drei Tage Sonnenschein.
Beim dicht gepackten Programm in den drei Tagen war für jeden etwas dabei. Bei diversen Trial Shows und vorallem beim Dakine Airstrike konnte man den Profis bei der sehenswerten Action zusehen. Wer selbst für Action sorgen wollte, konnte beim YT Best Trick Award neben den Profis Dirt-Jump-Tricks in ein riesiges Luftkissen ausprobieren.
Selbst mitmachen konnte man auch beim Rose Speed Wheelie Contest. Thomas Werth setzte sich hier mit 65 km/h an die Spitze. Bobby Root wurde mit 61 km/h Sechster.
Auch Freeride Chefredakteur Dimitri Lehner versuchte sich beim Speed Wheelie Contest. Foto: Saalbach Hinterglemm - Lars Schäfer. [
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Die meisten Teilnehmer gab's beim Maxxis Dual Eliminator und beim Scott Gang Battle. Wer den Trubel etwas entgehen wollte, konnte das Traumwetter für feinste Freeride-Touren nutzen. Den beliebten Hacklberg-Trail konnte man während des Festivals dank einer zusätzlich in Betrieb genommenen Gondel auf den Westgipfel bequem erreichen.
Am Samstag wurde außerdem die neue Family- und Anfänger-Strecke - die Milka Line - am Kohlmais offiziell eröffnet.
Ich war am Wochenende hauptsächlich mit Rüdiger und Fransch unterwegs. Rüdiger Jahnel brauch ich nich extra vorstellen. Fransch war früher schon immer mit der Truppe rund um Rüdiger unterwegs - damals zu der Zeit, als auch die Rangers noch bei jedem Rennen dabei waren.
Unser Highlight war das Scott Gang Battle, also der Massenstart-Downhill über die X-Line in Saalbach. Rüdiger als Vorjahressieger vom Gang Battle und vom Dual Eliminator startete bei beiden Events. Fransch und mir war das aber zu stressig, sodass wir den Dual Eliminator ausgelassen haben. Zwei Wochen zuvor trainierte ich noch mit Fransch auf der X-Line bei extremen Gatsch. Generell war ich zuvor hauptsächlich bei feuchteren Verhältnissen unterwegs, sodass ich mich erst wieder auf die staubig-rutschigen und bockharten Bedingungen einstellen musste. Aber die X-Line bietet einiges an Abwechslung und gehört für mich zu den besten Strecken in Österreich, sodass jeder Trainingsrun richtig Spaß machte. Zumindest solange man nicht daran dachte, dass man für die Quali am Samstag und das Rennen am Sonntag die 8,1 km lange und über 1000 Höhenmeter hinabführende Strecke ohne Pause durchfahren musste.
Kurzes Waldstück auf der X-Line vor der Mittelstation. Foto: Saalbach Hinterglemm - Lars Schäfer. [
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Fransch und ich nutzten noch den späten Freitag Nachmittag für ein paar Trainingsruns auf der X-Line während Rü und die anderen Teilnehmer des Dual Eliminators in Hinterglemm trainierten und die Quali ausfuhren. Leider ist der Modus des Dual-Elminators nicht gerade durchdacht. Bereits die Qualifikationsrennen sind Ausscheidungsrennen, wobei die Teilnehmer zugelost werden. Die zwei Kurse waren zwar nicht mehr so unterschiedlich wie im letzten Jahr, aber trotzdem hatt der zuerst gezogene Fahrer mit der Kurswahl einen Vorteil. So schieden schon viele gute Fahrer frühzeitig aus, was natürlich für Frustration bei den Fahrern und etwas Unverständnis bei den Zuschauern sorgte. Auch Rüdiger erwischte es. Er galt zwar als gesetzter Fahrer, aber musste bereits in der zweiten Qualifikations-Runde gegen den ebenfalls gesetzten Top-Weltcup-4Xer Johannes Fischbach auf dem schlechteren Kurs antreten. Allerdings konnten wir so wenigstens gemeinsam Abendessen und danach im Goaßstoi das eine oder andere Bier zuviel genießen.
Bei den Herren gewann den Dual Eliminator schließlich der Österreicher Hannes Slavik vor Guido Tschugg und Johannes Fischbach. Nici Siedl wurde Vierter. Bei den Damen siegte Steffi Marth vor Helene Frühwirth und Steffi Teltscher. Mehr über das Rennen könnt ihr übrigens im
Riders-Blog-Eintrag von Hannes Slavik nachlesen. Auf der Freeride-Festival-Seite gibt es auch die
Ergebnislisten vom Maxxis Dual Eliminator.
Steffi Teltscher belegte beim Dual Eliminator den 3. Platz. Foto: Saalbach Hinterglemm - Lars Schäfer [
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Am Samstag Vormittag ging es darum den Körper wieder in Schwung zu bekommen und noch die letzten Line-Checks vor dem Qualifikationsrun am Nachmittag zu machen. Vor der Quali herrschte teilweise etwas Verwirrung, weil die Startzeiten am Schattberg nicht aushingen. Allerdings konnt man dann quasi nach Belieben starten. Frühere Starter hatten den Vorteil, dass sie bei einem Defekt (meist platter Reifen) nochmals starten durfen. Franz konnte so nach einem Platten im 1. Versuch doch noch eine Top-20-Platzierung rausfahren. Rüdiger wurde Vierter. Der junge Kärtner Matthias "Motte" Stonig vom Canfield Brothers Factory Team legte aber mit 11:08,86 eine gewaltige Zeit vor. Fast 12 Sekunden vor dem Zweitplatzierten. Bei den Damen war Antje Kramer knapp vor Birgit Braumann die Quali-Schnellste.
Ich war vor der Quali auch schon gespannt, wo ich hier stehe. Als durchschnittlicher Fun-Class-Fahrer mit aufsteigender Tendenz bin ich zwar fahrtechnisch mittlerweilen ganz gut aufgestellt, aber die Kraft in den Händen macht mir immer einen Strich durch die Rechnung. So hoffte ich, das möglichst gut durchzustehen. Ich hab dann allerdings mit einer anderen Aktion für Aufsehen gesorgt. Bereits in der Tretpassage oben, ist meine Sattelstütze gerissen. Das ganze über einen Zeitraum von mind. 30 Sekunden und festgehalten auf Video. Hier das Video:
Slow Death of a Carbon Seatpost. Vor dem unteren Wald hatte ich dann noch einen Platten, sodass ich nur 160. von den 243 in meiner Klasse wurde.
Etwas ramponiert: Mein Bike nach dem Quali-Run. Sattelstütze abgerissen und Platten. Auch die Boxxer will momentan nicht mehr Federweg hergeben. Die Schaltrolle der Kettenführung musste schon zwei Wochen davor daran glauben. Die Ersatzführung kam etwas zu spät. [
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Nach der Quali und Duschen ging es direkt nach Hinterglemm zum Dakine Airstrike. Respekt, was die Streckendesigner und -bauer hier mitten im Herzen von Hinterglemm hingestellt haben. Slopestyle vom Feinsten! Großer Drop-In von einem Hausdach, über eine Wall rechts raus, ein enger 180° Wallride und rein in die finale Dirtline. Den Airstrike gewann schließlich Amir Kabbani vor dem Franzosen Thomas Genon und dem Österreicher Niki Leitner. Niki leitner zeigt übrigens ein echt sehenswerten Superman direkt beim Drop-In vom Hausdach!
Spektakuläre 180° Wallride.Ging sich nur aus, wenn man genügend Schwung mitnehmen konnte. Foto: Saalbach Hinterglemm - Tom Bause. [
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Am Sonntag nutzten wir die neu eröffnete Milka Line für zwei Warm-Up-Runs. Die Milka Line wurde mit eine möglichst flachen Linienführung, vielen Anliegern und ein paar Sprüngen gebaut. Die Sprünge können alle gefahren werden. Um sie sauber springen zu können, muss man allerdings schon relativ gut und schnell sein. Die Strecke ist geschottert, wobei der großteil schon verfestigt ist. In diversen Kurvenausfahrten sind mir noch vermehrt lose Steine aufgefallen. Die Meinungen zur Milka-Line, die ich so gehört habe, könnten unterschiedlicher nicht sein. Allerdings waren das keine Meinungen von Anfänger. Von "ich mag keinen Schotter", "da braucht ma ja keinen Freerider", über "perfekt für die Freundin" bis "man kann's so geil in die Kurven reinlassen", war alles dabei. Wir hieltens mit der alten Downhilller-Weisheit: Mit genügend Speed wird jede Strecke schwer! Klar fährt man als Downhiller nicht zum Milka-Line-Fahren nach Saalbach, aber für den einen oder anderen Run oder als Abwechslung während einer Freeride Tour macht sie schon Spaß. (Wer sie noch nicht kennt:
Brustkamera-Fahrt Milka Line)
Nachdem wir uns also auf der Milka Line aufgewärmt hatten, ging's zur letzten Trainngsfahrt auf der X-Line vor dem Rennen. Niki Siedl hat sich uns angeschlossen und so konnte ich mir noch die eine oder andere bessere Linie abschauen. Eine Strecke hat generell immer zwei Gesichter: Vor dem ersten Rennen und nach dem ersten Rennen. Solange man nur im "Bikepark-Modus" fährt, fährt man oft die Haupt-Line, macht viele Pausen, häufig an immer denselben Stellen. Für ein Rennen gilt es aber die schnellsten Linien zu finden. Und gerade, wenn man das Glück hat mit schnellen Leuten unterwegs zu sein, kann man da eine Menge lernen. Und so sieht man eine Strecke nach einem Rennen meist mit ganz anderen Augen. Man fährt direktere Linien oder holt bei der einen oder anderen Kurve mehr aus, um einen größeren Radius fahren zu können. Man doubled das eine oder andere, an das man zuvor nie gedacht hat, greift später in die Bremsen oder lässt sie dort oder da komplett weg.
Auf der X-Line gäbe es häufig beeindruckendes Panorama zu bewundern. Zeit hat man dazu allerdings kaum - schon gar nicht während dem Gang Battle. Hier kurz vor der Mittelstation. Foto: Saalbach-Hinterglemm, Lars Schäfer [
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Dann kam der Race-Run. Wegen meiner Defekte war ich nur im Heat der langsameren Hälfte, also ab Qualifikationsrang 121. Als 160. der Quali war ich der 40. der sich in die Startaufstellung stellen durfte. Beim Start hatte ich unglaubliches Glück, fand immer ein Loch, konnte die 2. und 3. Schotterstraßen-Kurve jeweils ganz innen halten und war plötzlich Fünfter. Bis zur Mittelstation gab es noch ein paar Positionswechsel. Kurfristig bin ich sogar auf den Zweiten aufgelaufen. Allerdings war ab der Mittelstation die Kraft weg und ich konnte kaum mehr den Lenker halten. Nach einem Sturz wurde ich überholt. Trotzdem hatte ich genug Vorsprung, sodass ich den 4. Platz des langsamere Heats, also den 124. insgesamt, ins Ziel retten konnte. Ursprünglich wurde mir gesagt, dass man beim Race-Run sowieso in der Kolonne fährt, und dieser deswegen nicht so anstrengend sei. Aber ich hatte so gut wie immer freie Fahrt und bin daher auch immer mein maximales Tempo gefahren. Einerseits war es natürlich schade, dass ich die Quali verhaut habe, andererseits habe ich so ein Video von einer brechenden Sattelstütze. Außerdem war der Racerun als schnellerer unter den langsameren sicher spannender als bei den Schnellen irgendwo um Platz 60 - 100 mitzufahren.
Aber kommen wir jetzt zu den wichtigen Ergebnissen: Rüdiger hat beim Heat der Schnelleren sogar die Führung übernommen, musste dann aber doch zurückstecken, da die Kondition für ganz vorne nicht reichte. So konnte Matthias Stonig sein Quali-Ergebnis bestätigen und gewann knapp vor dem Schweizer Arminio Beeli. Dahinter folgten 2 weiter Schweizer. Rüdiger wurd als zweitbester Österreicher 5. André Wagenknecht wurde 6. und bester Deutscher Fahrer. Trainingskollege Fransch schaffte auch noch den Sprung in die Top 10. Insgesamt also ein erfolgreiches Wochenende.
Bei den Damen gewann Ines Thoma vor Antje Kramer. Dahinter folgten die Österreicherinnen Elke Rabeder und Helene Fruhwirth. Die Siegerzeit der Damen war mit 12:41,84 nur ca. 1:30 Minuten hinter der der Herren.
Nach dem Rennen hieß es erstmals Staub aus der Lunge husten. Nachdem wir uns wieder etwas erholt hatten, belohnten wir uns noch mit einem epischen Freeride-Run am Hacklberg-Trail.
PS: Wer von den Hobby-Fahrern nochmals ein feines Wochenende mit Rennen in Saalbach-Hinterglemm erleben möchte, sollte unbedingt zu den
Worldgames vom 8. bis 11. September 2011 schauen.
Fotos & Videos:
Freeride Festival Saalbach Hinterglemm Foto- & Video-Thread
Links:
www.bike-freeride.de/festival/ (Ergebnisse etc.)
saalbach.com/freeride/
Qualifikations-Ergebnisse Scott Gang Battle