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Dienstag, 22. März 2011

Downhill-Staatsmeister Markus Pekoll im Interview - 3. Teil

Im ersten Teil des Interviews mit Markus Pekoll sprachen wir über das Trainingslager in Spanien, sein neues Bike und seine Erfolge in den letzten Jahren. Im zweiten Teil erfuhren wir, wie alles angefangen hat, warum es in Österreich und Deutschland nicht mehr starke Fahrer gibt und wie sich Markus im Winter fit hält.

Im nun folgenden dritten und letzten Teil erzählt uns Markus Pekoll über seine Chancen und Erwartungen im neuen Team, über seine Teamkollegen, sein neues Bike und die Ziele für die kommende Saison.


DHR: Durch deine Erfolge bist du jetzt im MS Evil Racing Team von Markus Stöckl - ein internationales Weltcup-Team mit österreichischer Führung. Was werden die größten Veränderungen gegenüber den letzten Jahren sein? Was erwartest du dir davon?

Markus Pekoll: Der größte Unterschied wird sein, dass ich eine Betreuung vor Ort habe. Voriges Jahr war ich bei Solid alleine. Ich bin zu einem Rennen gekommen und habe organisieren müssen: Wo ist mein Platz? Zelt aufstellen. Wasser für den Hochdruckreiniger organisieren. Essen machen. Es waren immer unterschiedliche Leute mit, sodass nur ich gewusst habe was los ist. Und Mechaniker habe ich auch keinen gehabt. Ich musste mich um alles selber kümmern, und das geht auf die Substanz. Wenn diese Belastung wegfällt, soll das sicher extrem helfen. Ansonst werde ich erste sehen, wie das abläuft in so einem großen Team.

Aber es wird sicher auch eine Umstellung sein. Bis jetzt konnte ich entscheiden, was ich mache. In einem großen Team muss man sich eingliedern und ist nicht mehr der Alleinherrschende, wie’s bei mir bis jetzt war. Jetzt gilt es, mich zu integrieren, was sicher auch eine Herausforderung ist. Aber ich habe jetzt einen Mechaniker und es fällt die organisatorische Belastung weg. Das Umfeld wird also anders. Man hilft zwar beim Zelt-Aufbau mit aber man ist nicht mehr verantwortlich dafür.

Bei Solid waren wir zwar als Team angeführt, aber meist waren wir alleine unterwegs. Nico Vink war immer irgendwo und der Franzose war immer mit seinen Leuten unterwegs, so wie ich mit meinen unterwegs war.

Markusp Pekoll beim Dirt-Training in Malaga. [Galerie]

DHR: Deine Teamkollegen werden Filip Polc aus der Slowakei, die Neuseeländer Brook MacDonald und Wyn Masters und der Amerikaner Luke Strobel sein. Hast du deine neuen Teamkollegen schon getroffen?

Markus Pekoll. Nein, die habe ich noch nicht getroffen. Filip Polc kenne ich von den Rennen schon. Mit dem rede ich auch öfters. Und Wyn Masters war mal bei einem Sommernachtsslalom auf der Planai – den kenne ich also schon von daher. Luke Strobel und Brook MacDonald kenne ich aber nur vom Sehen.

DHR: Deine Teamkollegen sind ja nicht unbedingt besser als du. In der aktuellen Weltrangliste führst du. Im Weltcup-Gesamtergebnis von 2010 sind aber Brook, Luke und Wyn weiter vorne. Da sind ja heiße Team-interne Duelle vorprogrammiert?

Markus Pekoll: Ja, da hoffen wir natürlich, dass uns das weiterbringt. Voriges Jahr beim Solid Team gab es so gut wie keinen Konkurrenzkampf. Mit Nico Vink bin ich ein paarmal gefahren. Das hat mir schon geholfen. Aber der war nach Champery leider verletzt.

Da hoffe ich natürlich, dass sich das im neuen Team ändert. Brook schätze ich schon stärker ein. Er ist zwar in der Weltrangliste hinter mir, aber er ist zweimal Achter geworden. Der ist schon stark unterwegs und das Ziel ist sicher auch, ihn zu schlagen. Es sollte mich bei den Rennen vorantreiben, wenn ich mit einem Schnellen trainieren kann. Der teaminterne Kampf sollte mir also etwas bringen. Es wäre immer gut, wenn man der schnellste im Team ist.

DHR: Du fuhrst letztes Jahr häufig Plätze zwischen zehn und 30 ein. Kannst du sagen, was dir noch fehlt, um mit den absoluten Spitzenfahrer wie Gee Atherthon, Greg Minnaar, Sam Hill oder Aaron Gwin mitzuhalten?

Über's Jahre gesehen, muss ich noch viel mehr am Rad sitzen.
Markus Pekoll: Ich denke, es fehlt an allem, aber es sind überall nur kleine Schritte. Ich bin biketechnisch gut aufgestellt. Auch körperlich. Bei der Ernährung passt es gut. Ich habe jetzt auch einen Mechaniker, was auch viel helfen soll. Es geht jetzt darum, dass ich zu vielen Downhill-Kilometern komme, dass ich Vertrauen zum Rad bekomme. Das war auch der Grund, warum ich Malaga gefahren bin. Voriges Jahr kam ich zum ersten Rennen und hatte 15 Biketage. Und andere hatten schon 15 Renntage bei fünf Rennen. Über’s Jahr gesehen, muss ich noch viel mehr am Rad sitzen.

Ich mach mir nicht zu viele Gedanken, was mir noch fehlt. Ich versuche einfach überall das Beste rauszuholen.

DHR: Wenn es so weiter geht wie die letzten zwei Jahre, dann können wir hoffen, dass du wieder einen Schritt nach vorne kommst.

Markus Pekoll: Ja, in Val di Sole war ich fünf Sekunden hinter Marc Beaumont (dem Sieger Anm.) aber nur mehr zwei Sekunden hinter Gee Atherton. Und das auf einer technisch extrem schweren Strecke. Ich weiß also: Ich kann es! Und ich glaube, dass letztes Jahr bei ein paar Rennen der Kopf noch nicht wollte. Ich bin zwar mental schon ganz gut, aber hier muss ich mich noch weiterentwickeln.

DHR: Brook MacDonald hat jetzt neben Filip Polc ebenfalls ein Red Bull Sponsoring bekommen. Wäre das auch was für dich?

Markus Pekoll: (lacht) Ja sicher! Sicher wäre Red Bull für jeden etwas. Aber ich mache mir dazu keine Gedanken. Ich habe mit den Planai Bahnen einen sehr guten Kopfsponsor. Aber natürlich träumt jeder Mal davon: Österreichische Firma, passende Sportarten. Aber wir leben im Hier und Jetzt und das kommt, wenn’s kommt.

DHR: Dein neues Bike haben wir ja schon kurz angesprochen. Was gefällt dir am Evil Revolt? Wo siehst du Potential?

Markus Pekoll: Ich sitze erst zehn Tage am Rad und tu mir echt noch schwer zu sagen, wo ich hier noch Potential sehe. Ich bin bis jetzt nur auf den Steine gefahren und ein bisschen zuhause im Wald. Da kann ich jetzt schwer eine Analyse abgeben. Ich könnte jetzt nach drei Jahre sagen, was beim Solid gut ist, wo noch Potential ist und was man besser machen könnte.

Aber wenn ein Steve Smith mit dem Bike Zweiter bei der WM wird – auf einer Hardcore-Strecke – und viele Top-Ten-Plätze eingefahren werden, dann kann bei dem Rad nicht viel falsch sein.

Es schaut außerdem extrem gut aus und auch die Verarbeitung ist Top. Der Hinterbau mit den Schrauben ist schön gemacht. Das System sollte gut funktionieren.

DHR: Welche Rahmengröße fährst du?

Markus Pekoll: Ich fahre ein L. Die anderen fahren – glaube ich – ein M, aber ich fahre ein L.

DHR: Wie groß bist du?

Markus Pekoll: 182.

DHR: Weißt du, was dein Bike wiegt?

Markus Pekoll: Ich schätze momentan 19 kg. Es ist aber noch nicht rennfertig aufgebaut.

Training in Spanien [Galerie]
DHR: In einer Woche (ab 19. März Anm.) fährst du mit dem Nationalteam nach Südfrankreich?

Markus Pekoll: Bernd Kindermann macht das Nationalteam. Und ich bin echt froh, dass das bei uns gut läuft. Man sollte nicht immer über den Verband schimpfen. Ich habe letztes Jahr die WM und die EM bezahlt bekommen. Davon träumen die deutschen Fahrer. Bei den Schweizern weiß ich es nicht genau. Auch bei den Franzosen geht’s da knapp her, obwohl die genug Geld und Top-Fahrer hätten. Von daher gehört dem ÖRV und Bernd Kindermann ein Lob ausgesprochen, weil sie sich dafür einsetzen, dass da etwas weitergeht.

Bernd hat für die WM 2012 in Leogang ein Projekt in Graz aufgestellt. Es wird gemeinsam trainiert, es werden Leistungstests gemacht und wir fahren gemeinsam auf Trainingslager. Dazu muss man ihnen gratulieren und ich bin sehr happy darüber.

Wir sind zwar ein kleines Land und der Downhill-Sport ist unbedeutend, aber es geht doch etwas beim Radsport-Verband weiter. Und das ist nicht selbstverständlich.

DHR: Du hast in deinem Newsletter geschrieben, dass du während des Trainingslagers die Fox Jungs triffst, um dein Fahrwerk abzustimmen?

Markus Pekoll: Ja, Fox macht Test-Days in San Remo. Das Scott Team ist dort und ein paar andere Fox-Fahrer. Und da habe ich auch mal die Chance, dass mir Profis bei der Abstimmung helfen. Die wirklich wissen, um was es dabei geht. Meine Einstellungen sind bis jetzt immer nach Gefühl und nicht nach System gegangen. Ich habe mich da zuwenig ausgekannt und nicht die Zeit gehabt, mich ewig damit zu beschäftigen. Die Möglichkeit sollte mir also auch ein bisschen weiterhelfen. Es ist lässig, wenn man mit denen zusammenarbeiten kann. Die können mir mein Fahrwerk so einstellen, wie ich’s haben will sodass ich bei den Weltcups schneller die richtige Abstimmung finde.

DHR: Wann triffst du das erste Mal mit deinen Teamkollegen zusammen?

Markus Pekoll: Filip (Polc Anm.) wird vermutlich auch in San Remo sein. Die anderen Teamkollegen sehe ich dann in Südafrika. Brook Macdonald und Luke Strobel. Wyn Masters ist aber leider verletzt – der hat sich die Hand gebrochen. Ich weiß nicht, ob er bei Südafrika dabei ist. (Laut Wyn’s Blog nicht. Anm.)

DHR: Wann geht für dich die Rennsaison los?

Markus Pekoll: Das erste Rennen wird vermutlich der Weltcup in Südafrika sein. Nach dem Trainingslager werde ich mich mal erkundigen, ob vorher vielleicht in Italien oder sonst wo ein Rennen ist.

Wenn man sie im Renntempo fährt, wird sie lustig.
Über den Nordkette Singletrail
DHR: Du hast sicher schon vom Nordkette-Downhil.PRO gehört? Wo sich die meisten Top Weltcup Teams auf der Nordkette über die gesamte Länge matchen? (Das Nordkette-Downhill.PRO Rennen findet am 14. August statt. Anm.)

Markus Pekoll: Ja, habe ich gehört. Innsbruck war ja bisher schon immer recht lässig. Erstens sind dort so viele Leute und die Organisation passt auch.

DHR: Dir müsste das ja entgegen kommen. Du bist dann einer der wenigen, die die Strecke schon kennen – zumindest den unteren Teil.

Markus Pekoll: Ja, ich bin jetzt zweimal gefahren. Ich würde jetzt nicht unbedingt sagen, dass mir die Strecke besonders daugt. Aber wenn man sie im Renntempo fährt, wird sie lustig.

Markus Pekoll gewinnt beim Nordkette Downhill 2010 den Staatsmeistertitel vor Boris Tetzlaff und Benni Purner. Am 14. August 2011 werden dort die Top-Weltcup fahrer racen. [Galerie]

DHR: Kommen wir zur klassischen Frage: Was sind deine Ziele für die kommende Saison?

Markus Pekoll: (lacht) Im Kopf habe ich schon meine Ziele. Man braucht sich ja nur die Ergebnisse vom letzten Jahr anschauen, dann wird auch klar, was meine Ziele sind. Mein erstes Ziel ist, dass ich mit dem Rad eins werde. So wie es mit dem Solid war. Das neue Rad sollte mir dann die Möglichkeiten geben, dass ich etwa aus den Kurven heraus schneller werde. Das ist sicher ein Ziel. Und Top-20 und Konstant-Sein.

DHR: Ich wünsch dir alles Gute für die neue Saison. Ich hoffe, wir werden mit dir mindestens soviel Freude haben wie letztes Jahr.

Mich freut’s auch, dass du doch auch immer wieder bei uns im Forum vorbei schaust (User „godown“ Anm.)

Markus Pekoll: Ich präsentiere meine Sponsoren und versuche so auch in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Und natürlich interessiert es mich, was so los ist und umgekehrt möchte ich die Leute informieren. Deswegen möchte ich auch Danke sagen für das Interview, weil das auch eine Möglichkeit ist, zu sagen was los ist und dass man präsent bleibt.

DHR: Vielen Dank auch für das ausführliche Interview!


Facts Markus Pekoll
Wohnort: Schladming
Größe: 182 cm
Gewicht: 82 kg
Team: MS Evil Racing
Bike: Evil Revolt
Weltrangliste: 15. (14. Ende 2010)
Weltcupgesamtwertung 2010: 32.
Erfolge: 3x Staatsmeister, EM-Bronze 2010, 10. beim Weltcup in Val di Sole 2010, 12. beim Weltcup in Schladming 2009.
Sponsoren: Planai Bahnen, Pure Encapsulation, Bollé, P. Jentschura.

Links:
markuspekoll.com
ms-racing.at
fast4ward-racing.at


Fotos: Alex Zezula www.blue-tomato.com, Trailsolutions/Felix Schüller