Montag, 4. November 2013
Unser langjähriger Downhill-Board-User Stefan Königsmayr hat das neue 27,5 Zoll/650b All-Mountain- und Enduro-Bike von Giant, das Trance SX seit ein paar Wochen ausführlich getestet und folgenden Bericht geschrieben. Steve fährt für das LFA Team, das von Giant supported wird. Der Bericht mag daher nicht ganz objektiv sein, aber wenn jemand so ein Bike ausreizen und auf Herz und Nieren prüfen kann, dann ist es Steve. Und so möchte ich euch seinen Testbericht nicht vorenthalten:
Autor: Stefan Königsmayr, Hannes Schmiderer. Fotos: Christoph Breiner, Friedrich Simon Kugi.
Seit nun ca. 2 Wochen habe ich das Trance SX von Giant zum Testfahren. Da mein eigenes 26er Enduro Bike zurzeit am Montageständer hängt, nutzte ich die Zeit, um das neue 27,5er Trance ausgiebig unter die Lupe zu nehmen. Auf meinen Hometrails in Graz und in Turnau am LFA DH Track, sowie im Bikepark Planai wurde es auf Herz und Nieren geprüft.
Giant setzt auf die mittlere Laufradgröße 27,5"/650b. [
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Die Ausstattung
Giant verbaut am neuen Trance SX viele Eigenprodukte, wie Lenker, Vorbau, Laufräder, Sattel und die verstellbare Sattelstütze. Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass bei den neuen 2014er Modellen die Züge innen verlegt sind. Die hauseigenen Parts machen einen soliden Eindruck. Der Lenker ist mit einer Breite von 725mm für ein All-Mountain-orientiertes Bike aber eher schmal geraten.
Da ich normalerweise einen 50mm Vorbau fahre, war der 70mm Giant Vorbau etwas ungewohnt, was sich aber nach ein paar Fahrten normalisierte. Lieber wär mir jedoch trotzdem ein 50er oder 60er Vorbau. Hier muss man leider immer auf die hauseigenen Giant Vorbauten zurückgreifen, da das Overdrive 2 System mit 1 ¼ Schaftdurchmesser keine anderen Marken zulässt. Dies ist auch gleichzeitig mein größter Kritikpunkt. Will man eine Gabel aus einem Komplettbike verkaufen, wird man wahrscheinlich länger nach einem Käufer suchen, der eine Gabel mit einem Overdrive 2 Schaftrohr sucht.
Mit Giants Steuerrohr/Gabelschaft-Standard Overdrive 2 ist man bei der Produktauswahl etwas eingeschränkt. Mit dem 100 mm kurzen Steuerrohr bringt man die Front auch mit den größeren Laufrädern tief. Innenverlegte Züge. [
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Aufgrund meines nicht gerade Hinterrad-freundlichen Fahrstils war ich anfangs sehr skeptisch ob die 27,5er Laufräder stabil genug sind. Nach einigen sehr harten Abfahrten stellte sich heraus, dass meine Sorgen unbegründet waren. Mit der Mischung von Schwalbe Hans Dampf Reifen am Vorderrad und dem neuen Rock Razor am Hinterrad kam ich bestens zurecht, sogar im tiefen Turnauer Schlamm. Der Hinterreifen rollt exzellent und bietet doch einen sehr guten Seitenhalt.
Für 2014 soll auch das Angebot an vernünftigen 27,5" Reifen stimmen. [
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Die neue Giant Contact Switch Sattelstütze funktionierte einwandfrei, ist stufenlos verstellbar und der Zug ist wie bei der Reverb Stealth im Rahmen verlegt. Der Hebel ist gut bedienbar und durch seine kleine Bauweise gut geschützt vor Defekten bei Stürzen.
Die Shimano Komponenten funktionierten alle reibungslos und unauffällig, sogar die relativ günstigen Deore Bremsen taten was man von ihnen verlangte. Prinzipiell gefällt mir der Gedanke 1x10 inklusive Kettenführung zu verbauen, jedoch ist das montierte 36er Kettenblatt für ein All-Mountain-Bike etwas zu groß. Sobald es länger steil bergauf geht wird aus der Auffahrt ein Krafttraining. Hier wäre ein 32er Kettenblatt meiner Meinung nach sinnvoller.
Laut Giant Homepage soll ein 34er Kettenblatt verbaut sein. Singlespeed mit 36er Kettenblatt ist für den Alpenraum schon mutig. [
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Das verbaute Fox Fahrwerk (34 Talas CTD 160mm und Float CTD 140mm) funktionierten einwandfrei, wobei im „Descend“ Modus die Low Speed Druckstufe vorne und hinten zu gering ausfällt. Auf steileren, schnelleren Abfahrten benutze ich deshalb meistens den „Trail“ Modus. Am Dämpfer ist der „Climb“ Modus sehr brauchbar. Damit hat man das Gefühl ein Hardtail bergauf zu bewegen ohne den Dämpfer komplett zu sperren.
Das gemessene Gesamtgewicht lag inkl. Pedale bei 13,5kg. Hier könnte man aber mit kleinen Umbauten (leichte Schläuche, Sattel, leichtere Pedale,....) noch einiges rausholen.
Die Geometrie
Beim ersten „Aufsitzen“ fühlte sich das neue 27.5 Trance SX deutlich länger an als bisherige Medium Rahmen. Das längere Oberrohr führt zu einer sehr angenehmen und effizienten Bergauf-Position. Bei Downhills schafft das längere Oberrohr mehr Bewegungsfreiheit und gibt mir ein gutes Gefühl der Sicherheit.
Der flache Lenkwinkel von 66° trägt zu der grandiosen Laufruhe und Stabilität des Bikes bei. Der Sitzwinkel ist angenehm steil. Das bewirkt eine optimale Gewichtsverteilung des Körpergewichts aufs Vorder- und Hinterrad.
Die Kettenstreben haben meiner Meinung nach eine optimale Länge. Nicht zu kurz und nicht zu lang. Dadurch wird eine gute bergauf Position geschaffen ohne dass das Vorderrad grundlos den Bodenkontakt verliert. Bergab spürt man ein stabiles Fahrverhalten ohne dabei auf die nötige Wendigkeit in engen Passagen verzichten zu müssen.
Enduro Riden mit dem Trance SX [
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Kommentare
Einfach-Antrieb passt für ein Trailbike ohne nennenswerten Anstiegen sicher. In den Alpen ist es für den Durchschnittsbiker allerdings sicher nicht die erste Wahl. Noch dazu, wo man zuerst mal auf ein 32er oder vielleicht sogar 30er Kettenblatt wechseln muss (bei 27,5 Zoll Reifen braucht man ja noch eine kleinere Übersetzung).
Prinzipiell habe ich nix gegen neue, sinnvolle Standards. Aber falls Overdrive 2 sinnvoll ist, wär's gut, wenn sich Giant mehr Industriepartner sucht. Tobias (kennt ihr vom Forum) hatte "Dank" Overdrive 2 Anfang des Jahres große Probleme einen Vorbau in vernünftiger Länge (eigentlich Kürze) für sein Reign X zu bekommen.
Gewicht ist sehr interessant. Vom Maestro Hinterbau hört man sowieso viel Gutes. Bin 27,5 selbst noch nicht gefahren, hab aber wiederholt vom guten Gefühl in Anliegern gehört. Über Wurzeln und anderen Hindernissen wird's sicher auch besser rollen.
Dass die Decent-Einstellung bei den Fox-CTD-Federelementen häufig zu weich ist, hört man auch regelmäßig, bzw. habe ich auch selbst schon erfahren (allerdings war da auch der Luftdruck zwar auf's Gewicht korrekt aber vom Gefühl her deutlich zu gering).
32er oder halt 30er Kettenblatt bei 10fach ist ein Kompromiss, aber alles ist besser als einen Umwerfer zu fahren.
Schön wär's, wenn ihr noch reach, stack und die Tretlagerhöhe messen könntet. Giant ist da echt nachlässig.
Hier ein paar fehlende Fakten.
Reach: 438mm
Stack: 595mm
BB-Drop: -11mm
Vorbau gibt es von: Ritchey / XLC / Deda ...
Nebenbei sind die Vorbauten von Giant "Connect SL" leichter und steifer wie Race Face, Six Pack und co.
HR hat Steckachse.
Rahmengeometrie wurde komplett an 27,5 angepasst und nicht wie manch andere, einfach größere Räder drauf montiert.
ISCG 05 kompatibel.
Die Maestro Wippe wurde geändert: Leichter, steifer, der Dämpfer Pivot ist jetzt kugelgelagert. Der Ausbau ist jetzt leichter, mit Imbus oder auch Gabelschlüssel.
Vielleicht ergänzt der Admin das.
Cheers
also ich hab' bis heute ausser RR Vorbauten ab 90/100mm Länge genau NICHTS gefunden für 1 1/4 im "Aftermarket"
ich hab' gott-sei-dank von Giant gerade doch noch einen 60mm Giant Connect AM Vorbau bekommen im Frühjahr.
Standardmäßig war am Reign X ich glaub ein 75mm Vorbau drauf --> was ich über den "Produktmanager" denke, der auf so ein Radl einen 75er Vorbau plant, erspare ich mir hier lieber...
Um die Preisdifferenz kann man sich eine nette Ausstattung zusammenstellen.
Hab es damals auch so mit dem Reign 2 gemacht.