Sonntag, 20. März 2011
Der dreifache österreichische Staatsmeister im Downhill, Markus Pekoll, hat 2010 mit einigen Top-Weltcup-Ergebnissen und der Bronze-Medaille bei den Europameisterschaften für Aufsehen und Freude innerhalb der österreichischen Downhill-Szene gesorgt. Vor kurzem wurde offiziell, dass er ab 2011 für das MS Evil Racing Team fahren wird. Ende Februar/Anfang März konnte er sich erstmals mit seinem neuen Bike – dem Evil Revolt – während eines zweiwöchigen Trainingslagers in Spanien vertraut machen. Ein paar Tage danach traf ich Markus für ein Interview in seiner Heimatstadt Schladming.
DHR: Servus Markus. Vielen Dank, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast.
Markus Pekoll: Servus. Danke auch für das Interview.
DHR: Du bist vor ein paar Tagen vom Trainingslager von Malaga zurückgekommen. Wie waren die Trails dort?
Markus Pekoll: Auf den Videos haben sie echt flowig ausgesehen. Ich hab mir gedacht, das passt gut zum Einsteigen. Damit ich das Bike gewohnt werde, da ich jetzt doch drei Jahre fast das gleiche Rad hatte. Und in den drei Jahren habe ich mich am meisten weiterentwickelt und mich auf das Rad eingestellt bzw. umgekehrt. Allerdings waren die Strecken dort unten extrem steinig - feste Steine aber vor allem extrem viele lose Steine. Es war wirklich rutschig, schwieriger zu fahren als im Gatsch. Für's Training optimal, aber zum Einstellen auf ein neues Bike war es nicht gerade das Richtige. Aber ich bin dort runtergeflogen und da kann man nicht jammern anfangen. Man muss sich drauf einstellen und versuchen, das Beste daraus zu machen.
Airtime in Spanien auf dem neuen Bike. [
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Es hat etwa sieben bis acht Strecken gegeben. Sehr kurze, aber auch extrem lange, wo man zehn Minuten unterwegs ist. Am letzten Tag sind wir Strecken mit Waldboden und geschaufelten Anlieger gefahren. War wirklich lustig zu fahren. Der Großteil ist eher flach - also nicht so wie bei uns, wo es eher steil ist. Man musste Schwung mitnehmen, versuchen im Flow zu bleiben. Es war auch viel zum Treten. Aber es sind sicher optimale Trainingsstrecken. Das Trek und Chain Reaction Cycles Team waren ebenfalls dort.
Es hat sich so angefühlt, als wäre ich jetzt mit einem richtigen "Rennski" unterwegs.
Über sein neues Bike
DHR: Du bist ja nicht mit deinen neuen Teamkollegen dort gewesen?
Markus Pekoll: Nein, ich war mit einem Kollegen von mir unten, Alex Zezula von Blue Tomato (Danke für die Fotos Anm.). Es war eine kurzfristige Entscheidung. Ursprünglich wollten wir vom Team aus Neuseeland fliegen, aber das ist sich dann nicht ausgegangen. Somit habe ich kurzfristig etwas gesucht und bin so mit Alex nach Spanien geflogen.
DHR: Du hast es bereits angesprochen und in deinem Newsletter geschrieben, dass die Umstellung vom Solid Mission auf das Evil Revolt doch nicht so einfach war. Was sind die größten Unterschiede zwischen den Bikes?
Markus Pekoll: Erstens bin ich die letzten zwei Jahre Boxxer gefahren. Die Fox 40 baut dagegen etwas höher. Vor allem aber ist das ganze Bike etwas steifer. Die Geometrie dürfte dagegen ungefähr gleich sein. Für mich hat es sich so angefühlt, als wäre ich jetzt mit einem richtigen "Rennski" unterwegs. Und vorher bin ich mit einem "Ski" gefahren, der wesentlich weicher war. Ein weicherer Ski verzeiht schnell mal ein paar Fehler. Natürlich kann man das Revolt auch weicher abstimmen. Aber man versucht doch härter zu fahren, damit man Schwung mitnehmen kann. Insgesamt war das doch eine Umstellung. Aber wenn ich richtig ins Fahren komme, wird das schon schnell werden!
Markus Pekoll beim Tricksen: Nohand-Suicide. [
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DHR: Bestimmt! Kommen wir etwas später noch genauer auf dein Team und das Bike zu sprechen. Reden wir aber zuerst mal darüber, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass du jetzt für ein internationales Weltcup Team fährst. 2010 war ein Traumjahr für dich: fünf nationale Rennen gewonnen, zum dritten Mal Staatsmeister. Im Weltcup zweimal Top 30. Zwanzigster in Leogang und Zehnter in Val di Sole. Außerdem hast du Bronze bei der Europameisterschaft geholt. Was war für dich der schönste Erfolg?
Markus Pekoll: Der schönste Erfolg war Val di Sole. Es war vorher Leogang schon sehr schön, wo ich 20. geworden bin, vor allem weil ich vorher zwei Null-Resultate hatte. Sturz in Maribor und Platten in Fort William, wo ich zuvor im Zeitlauf schon 14. war - also wusste, dass ich dort schnell bin. Auch über den 26. Platz in Champery habe ich mich gefreut, obwohl der Lauf nur mittelmäßig war.
Es war die Siegerzeit der Quali!
Über seine Laufzeit beim Weltcup in Val di Sole
Dann ist Val di Sole gekommen. Ich konnte dort von der ersten Trainingsfahrt an Vollgas fahren. Die Strecke ist mir einfach gelegen. Dann war's allerdings ein schwieriges Wochenende. Am zweiten Tag ist es überhaupt nicht gelaufen. Ich bin neben der Strecke gestanden, ich bin gestürzt. Danach ist es mal besser, mal schlechter gegangen. Am Sonntag vor'm Rennen ist's zuerst gut gegangen, aber dann habe ich eine brutale Bretz'n geschossen. Ich bin gestürzt und hab mir gedacht: Das kann ich abhaken und muss froh sein, wenn ich noch gesund aufstehen kann. Ich war kurz unkonzentriert und es hat mich abgeworfen. Im Ziel habe ich dann mit meinem Trainer gesprochen. Ich war ziemlich am Boden, fertig, wegen dem bösen Sturz. Aber er hat es geschafft, mich wieder aufzubauen.
Ich bin dann das Rennen gefahren. Der Rennlauf ist mir nicht besonders vorgekommen. Es war eine gute Fahrt, nicht zu viele Fehler, flowig gefahren. Aber ich hatte nicht den Eindruck, als wäre es die Über-Drüber-Fahrt gewesen. Als ich aber ins Ziel gekommen bin und gesehen habe, dass ich sechs Sekunden vorne war, habe ich mich gefreut. Es war auf Mitch Delfs, also habe ich mir gedacht, dass muss gut gewesen sein. Als ich dann ein paar Minuten gesessen bin, habe ich erst realisiert, welche Zeit ich hatte. Es war die Siegerzeit der Quali! Ich habe mir gedacht: Was ist da los? Ich bin dann 50 Minuten im Hot Seat gesessen. Es war so heiß. Die Sonne hat hergebrannt. Ich war fertig. Es ist wie im Film vorbeigegangen. Ich hab das gar nicht so richtig mitbekommen, wie dann Leute wie Mick Hannah oder Pascal hinter mir waren. Und als ich dann wirklich 10. geworden bin, war das echt ein Wahnsinn!
Ich will die Medaille!
Zielsetzung für die EM
DHR: Wir haben ja damals voll mitgefiebert. War auch für uns ein Traum da auf Freecaster zuzusehen und im Forum zu diskutieren, was sich noch ausgeht. Und im Hot Seat abgelöst hat dich dann erst Greg Minnaar. War echt unglaublich.
Markus Pekoll: Ja es war sicher der schönste Erfolg. Und danach die Bronzemedaille war die Draufgabe. Beim EM-Rennewochenende ist alles perfekt gelaufen. Ich habe zwar beim Rennen die Silbermedaille mit dem Beinahe-Sturz vorm Ziel verspielt. Aber das Rennwochenende - vom Training, über Quali und das Rennen - ist genau so gelaufen, wie ich es geplant hatte. Ich wollte die Medaille. Ich habe nicht darüber geredet. Zu mir habe ich gesagt: "Ich will die Medaille!" Es war natürlich schön, dass das auch aufgegangen ist.
Beim Dirten mit dem Downhiller [
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DHR: 2008 bist du im Weltcup meist so um Platz 40 gelegen. 2009 hast du das erste Mal aufgezeigt. Im Maribor warst du länger im Hot Seat und bist schließlich 30 geworden. Und beim Heim-Weltcup in Schladming bist du auf Platz 12 gefahren. 2010 ist dir aber richtig der Knopf aufgegangen. Ist der Fortschritt in den letzten zwei Jahren für dich erklärbar? Was hat sich geändert?
Markus Pekoll: Es hat sich so ziemlich alles geändert bei mir. Ich habe einen neuen Trainer kennengelernt. Ein Trainer ist ein wichtiger Punkt. Man muss zusammenpassen. Und bei dem habe ich von Anfang an gesehen, dass es passt. Und mein neuer Trainer hat mir in allen Bereichen weitergeholfen. Angefangen von der Ernährung bis zum Training.
Außerdem habe ich realisiert, dass halbtags arbeiten und halbtags Rad fahren nicht funktioniert. 2008 habe ich das so gemacht. Ich bin von den Rennen heimgekommen, das Rad ein bisschen geputzt, alles zusammengerichtet und arbeiten gegangen. Am Ende der Saison war ich fertig. Beim Weltcup in Schladming bin ich 46. geworden. Aber komplett unzufrieden, weil ich eingegangen bin und fertig war. Da habe ich gesehen: So geht’s nicht. Im Winter auf 2009 habe ich noch als Skilehrer gearbeitet. Da bin ich körperlich schon besser geworden und auch im Kopf, weil ich mehr Zeit hatte. 2010 ist es so richtig aufgegangen. Ich hatte genug Zeit zu trainieren. Ich habe richtig trainiert. Ich habe auch meine Fahrtechnik weiterentwickeln können. Insgesamt habe ich mich intensiver mit der Materie Mountainbike-Sport beschäftigt. Durch Schladming, wo ich 12. geworden bin, habe ich mir gedacht: Ich kann das ja auch, was die anderen können. Vorher dachte ich, das werde ich nie schaffen. Da hatte ich sicher auch im Kopf eine Blockade. Danach habe ich mich – wie gesagt – mit der Materie Mountainbike und dem Rennsport intensiver beschäftigt. Und jetzt ist es meine Arbeit, mein Beruf. Das Geilste, was ich tun kann!
DHR: Das heißt, du hattest damals schon die Unterstützung von Sponsoren, damit sich das finanziell ausging?
Markus Pekoll: Zuerst muss ich mal Danke sagen bei Heinz Sieder, bei meinem Vater und bei Bernd Kindermann, die uns von Anfang an die Möglichkeiten gegeben haben, dass wir z.B. Trainingslager fahren konnten. Wir haben auch extrem viele Sponsoren aus der Region, die uns diese Trainingslager finanziert haben. Die haben uns damals schon eine gute Basis geschaffen. Wir waren ja damals als junge Burschen mit den Gedanken oft ganz woanders, aber sie haben uns dahin gebracht. Ich bin sehr froh, dass ich diese Leute gehabt habe. Der letzte Step war dann, dass ich es selber umsetzen hab’ können. Dass ich es selber auch wirklich gewollt habe. Ich war früher auch schon ehrgeizig, aber jetzt ist es ein gezielter Ehrgeiz. Ich arbeite nicht mehr, sondern das ist jetzt meine Arbeit. Ich habe das zu tun. Da gibt es keine Ausreden mehr. (Anm.: Heinz Sieder ist der Vater von Mario und Georg Sieder, die mit Markus mit dem Downhill-Biken angefangen haben und später zusammen mit Boris Tetzlaff im Fast4ward Racing Team organisiert waren. Bernd Kindermann ist beim ÖRV und Chef des Nationalteams. Außerdem war er Betreuer beim Fast4ward-Racing Team)
Mit den Planai Bahnen und den anderen Sponsoren hat das schon funktioniert. Ich habe zwar nichts verdient, aber ich hatte auch keine Verluste und das war schon mal wichtig.
Lest im
zweiten Teil des Interviews mit Markus Pekoll, wie alles angefangen hat, warum es in Österreich und Deutschland nicht mehr starke Fahrer gibt und wie sich Markus im Winter fit hält.
Fotos: Alex Zezula, www.blue-tomato.com
Kommentare
und Markus, dir olles guate für den diesjährigen Weltcup