Freitag, 12. August 2011
Letztes Wochenende stand der bereits 5. 24h Downhill "race the night" 2011 am Zau[:ber:]g in Semmering auf dem Programm. Die Wichtigkeit des Events zeigt das große Interesse der Teilnehmer und der Medien. Wer einen sicheren Startplatz haben möchte, sollte sich gleich nach dem Anmeldestart Anfang Mai anmelden - ansonst heißt es leider nur "Warteliste". Neben der TV-Berichterstattung hat heuer sogar die
englische Dirt im Vorfeld einen Artikel gebracht und bedauert, nicht früher auf - wie sie schreiben - "the craziest race ever" - aufmerksam geworden zu sein.
Ganz unrecht hat die Dirt mit ihrer Beschreibung nicht. Ein 24h Downhill ist gerade für die Einzelfahrer wirklich extrem. Vorallem für die, die 24h lang ohne Pause Vollgas geben.
Einzigartige Stimmung bei einem Downhill Rennen. [
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Außerdem ist es gar nicht so einfach, so ein Rennen durchzuführen. Es sind schon einige Voraussetzungen nötig. Es muss eine nicht allzu schwere Strecke mit Überholmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die in der Nacht komplett beleuchtet werden kann. Außerdem muss die Bike-Mitnahme relativ einfach sein. Am Semmering können jeweils drei Biker mit aufgestelltem Downhill-Bike in die Gondel rollen. Die Strecke führt oben über die flache Skipiste mit vielen offenen Wiesenkurven. Im Mittelteil fährt man quer durch den Slopestyle-Park auf hartem Untergrund, wobei sich dort zu Anfang des Rennens noch sehr viel loses Material befindet. Dann gelangt man in die reguläre Bikepark-Strecke direkt nach dem Roadgap. Nach den großen Anliegern gibt's bis zum Ziel noch zwei Querfahrten.
Heuer hatte sich im Vorfeld schon ein besonders spannendes Rennen angekündigt. Der Einzel-Sieger der ersten beiden 24h-Rennen, Martin Strasser, soll gegen den Sieger der letzten zwei Jahre, Daniel Tulla, antreten. Außerdem war dann auch MS Evil Racing Teamchef und Inhaber einiger Speed-Rekorde am Mountainbike, Markus Stöckl, angesagt. Martin Strasser spulte beim 1. und 2. 24h-Downill seine Runden wie eine Maschine ab. Bis zum Schluss jede Runde auf Angriff bis zum letzten Meter. 2009 musste er aber wegen Schmerzen in den Armen aufgeben. Der damals unbekannte Daniel Tulla, der eigentlich nur wegen eines internen Wettkampfs mit seinen Kumpels an den Start gegangen war, konnte sich so den Sieg sichern. Auch letztes Jahr hielt er im Kampf gegen das unbarmherzige Wetter, den 24h Stunden und der Konkurenz die Oberhand und gewann zum zweiten Mal.
Allerdings kam es dann ganz anders als vorhergesehen. Daniel Tulla crashte beim Brenner Downhill Rennen sehr schwer gegen einen Baum. Trotz Schädelbruch hatte er großes Glück und konnte wenige Wochen danach wieder mit dem Training beginnen. Unglaublich aber war - er startete nur 6 Wochen nach dem Crash beim 24h Downill.
Zum erwarteten Duell kam es allerdings nicht, da Martin Strasser wegen Problemen in den Handgelenken kurzfristig abgesagt hatte. Außerdem hatte sich Markus Stöckl beim Training in Hopfgarten den Arm (angeblich den Ellenbogen) gebrochen. So konnte entweder Daniel Tulla seinen 3. Sieg enfahren und damit den Wanderpokal endlich mit nach Hause nehmen, oder neue Fahrer, die aber vor dem Rennen schwer einzuschätzen waren, würde sich den Sieg holen.
Wenige Tage vor dem Rennen war für's Wochenende schlechtes Wetter angesagt, weshalb wieder mit so einem schlimmen Rennen wie 2010 gerechnet wurde. Das größte Problem im Regen sind die Dreckspritzer vom Vordermann, sodass die Brillen schnell schmutzig wurden. Irgendwann sind die Brillen dann so nass, dass sie sich schnell beschlagen. Viele Fahrer sind letztes Jahr daher ohne Brillen gefahren. Aber das kann auf Dauer gefährlich für die Augen werden. Dazu kommt, dass ein Rennen im Regen noch materialmordender ist, als es ein 24h-Rennen sowieso schon ist. Diverse Bike-Verleihe wurde daher die Tage davor mit Anfragen für ein Leihbike als Zweit-Bike überrannt.
Mit Tag zu Tag wurde der Wetterbericht allerdings besser und besser. Am Freitag war dann überhaupt nur mehr ein mögliches Gewitter für Samstag Nachmittag angesagt. Dieser Wetterbericht hatte dann auch recht.
Den Freitag nutzten die ersten Rider für ein paar Aufwärm-Runden oder Trainingsfahrten.
Trotz der zu erwartenden Strapazen - oder vielleicht gerade deswegen - nutzten einige Teams und auch Daniel Tulla die Riders Party am Abend noch um einige flüssige Kalorien zu tanken. Am Samstag hieß es trotzdem früh aufzustehen, um noch ein paar Aufwärm-Runs auf der Rennstrecke machen zu können. Nach der Fahrerbesprechung ging es für die Startfahrer ab 11 Uhr zur Bergstation, um sich für den Start aufzustellen.
Heuer gab es einen alternativen Startmodus. Die Bikes wurden entlang der Strecke aufgereiht, wobei das 1. Bike am weitesten unten lag und das Bike des zuletzt angemeldeten Teams ganz oben. Der Le-Mans-Start erfolgte dann unterhalb des ersten Bikes. Die ersten mussten aber nur wenige Meter laufen und konnten gleich wegfahren. Die letzten mussten etliche zig Meter den Berg hinauflaufen und konnten erst dann von oben wegfahren. Ein früher Anmeldezeitpunkt ist daher besonders wichtig. Erstens verliert man schon viel Zeit bei der ersten Runde. Außerdem heißt's dann lange anstehen bis man in eine Gondel einsteigen kann.
Rudi Dorotka lieferte sich ein hartes Duell mit Daniel Tulla. [
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Bereits nach kurzer Zeit zeichnete sich bei den Einzelfahrern ein hartes Duell zwischen Daniel Tulla und dem bikesupport.at-Fahrer Rudi Dorotka an. Beide schenkten sich nichts und fuhren permant Top-Zeiten.
Im Laufe des Nachmittags kam dann tatsächlich der erwartete Regenschauer. Allerdings regnete es nur kurze Zeit und nicht allzulange nach dem Regen blieben die Brillen wieder sauber. Wärend des Regens kam es allerdings zu sehr vielen Stürzen, da viele mit Trockenreifen und den äußerst rutschigen Wiesenkurven (bzw. die glatten Steine, die bald herausgefahren wurden) nicht zurecht kamen.
Das Duell Tulla gegen Dorotka spitzte sich immer mehr zu. Über Stunden lagen die beiden innerhalb weniger Sekunden. Einmal war Tullas Gesamtzeit besser, dann wieder die von Dorotka. Wobei Rudi Dorotka in der Gondel etwas vorne war, weil Tulla in der nicht zur Zeit zählenden Wechselzone eine kleine Pause einlegte (es dürfte etwas beim Bike gewesen sein, wenn ich es richtig im Kopf habe).
Der Sieger Rudi Dorotka nach der Sektdusche [
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Nach über 10 Stunden rutschte Tulla aber in der ersten Kurve bzw. in der ersten Schrägfahrt aus, der Protektor verrutschte und er zog sich eine schwer Schnittwunde am Knie bzw. Unterschenkel zu. Er biss zwar seine Zähne zusammen und fuhr noch zwei Runden. Allerdings blutete die Wunde zu stark, sodass sie genäht werden musste. Zu dem Zeitpunkt hatten die beiden schon einigen Vorsprung auf die anderen Einzelfahrer herausgefahren. Rudi Dorotka konnte so einen Gang zurückschalten und gewann schließlich mit einer neuen Rekord-Runden-Anzahl für die Einzelfahrer von 163 Runden! Der zweitplatzierte Richard Lesiak hatte bereits 23 Runden Rückstand. Patrik Bona aus der Slovakei kam mit 131 Runden auf den 3. Platz.
Bei den Zweier-Teams ging es deutlich knapper her. Die Glorify Heroes mit Stefan Voitl und Elias Vonier hatten trotz einer Strafrunde ihre Konkurrenten immer im Griff und siegten mit 168 Runden vor den Auner DH Riders mit 167 und dem Team Le Mans aus Tschechien mit 166 Runden.
Für die schnellen Fahrer sind Überholmaneuver notwendig. Hier Bork Schützenhofer vom zweitplatzierten 2er-Team. [
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Die Vierer-Team-Wertung ging eindeutig an Freeride Kosice 2 aus der Slovakei. Mit 170 Runden markierten sie einen neuen Rundenrekord. Sie gewannen zum insgesamt 3. Mal wodurch sie den Wanderpokal mit nachhause nehmen durften. Dahinter gab es lange Zeit Kämpfe und die Plätze 2 und 3. Das Team vom Bikepark Schladming arbeitete sich langsam nach vorne und kam schließlich mit 168 Runden und 3 Minuten Vorsprung auf die drittplatzierten Redneck Riders auf den 2. Platz. Das Team Geisskopf schaffte die 168. Runde nicht mehr, wäre aber auch von der Zeit mindestens 2 Minuten hinter dem 3. Platz gewesen.
Ich war mit drei Freunden als Team downhill-rangers.com unterwegs. Da wir nur über einen Wartelisten-Platz ins Rennen kamen, standen wir bei der Startaufstellung ganz oben. Auch standen die ersten Runs unter keinem guten Stern. Der Startfahrer hatte permanent eine klemmende Kette, dem Zweiten ist beim ersten Rund beim Speed-Step-Up der Mantel von der Felge gesprungen. Später gab's noch ein ausgerissenes Pedal und einen schleichenden Vorderreifen. Dank der Schladminger Jungs bekamen wir aber eine Ersatzkurbel, sodass wir auch dieses Problem lösen konnten. Insgesamt hatten wir kaum Zeitverluste durch Defekte. So konnten wir uns langsam nach vor arbeiten. Bei Platz 6 war dann allerdings Schluss. Kurzfristig lagen wir zwar nur ganz knapp hinter Schladming, die dann allerdings immer stärker wurden. Bei uns wurde der Abstand zum 5. Platz und zum 7. Platz immer größer. Schlußendlich wurden wir dann auch 6.
Bei den 6er-Teams gewann ein Team aus Ungarn vor Freeride Kosice 1 aus der Slovakei. Dritte wurde die wickedruffneckcrew aus Vorarlberg. Unter den 6er Teams gab es auch eins mit einem Mädel und eines mit 3 Mädels. Bei den Zweier Teams wurde das Mixed Team Bionx Europe mit Anita Novak und Jakob Eisner 6.
Der 24h Downhill war wieder mal ein Highlight im Rennkalender. Markus Merz und seine Crew planen schon für's nächstes Jahr. Ich gratuliere allen Gewinnern und dem Veranstalter und wünsche Daniel Tulla und den anderen Verletzten eine rasche Genesung!
Links:
Media:
24h Downhill am Semmering 2011 - Fotos und Videos
Ergebnisliste:
Ergebnisse 5. 25h Downhill "race the night" 2011
Offizieller Bericht:
5. 24h Downhill "race the night" - die Ergebnisse
Fotos: Markus Wagner, Bikepark Semmering